Devil-M lärmen am Horizont

Devil-M lärmen am Horizont

Wer Industrialrock in Deutschland sucht, wird kaum an Devil-M vorbeikommen. In den letzten Jahren hat sich das visuell eindrucksvolle Quartett wahrhaftig gemausert und steht jetzt vor einem bedeutenden Neustart.

Es war eine Weile still um Devil-M. Luft holen oder arbeiten am neuen Album?

Ja, tatsächlich war es besonders in der zweiten Jahreshälfte 2018 sehr still um uns. Wir hatten eine Entscheidung gegenüber unseres Ex-Drummers zu fällen, dessen Taten absolut nicht mit dem Rest der Band vereinbar war. Seine Taten schlugen ohne unser Wissen bereits hohe Wellen bei Veranstaltern & befreundeten Bands und wir konnten nurnoch Schadensbegrenzung betreiben, anstatt von Anfang an die Reißleine zu ziehen.

Aber jetzt ist langsam wieder ein Dreh drin! Es ging wieder ins Studio, neue Songs entstanden, es geht momentan mit einem gesunden Tempo auf der Zielgeraden.
Mit Spannung wird ja das neue Album erwartet. Gibt es Unterschiede gegenüber den alten Werken?

Bei den letzten beiden Werken (Revenge of the Antichrist – 2014, Hollow Earth – 2017) war Elmar Schmidt von Centhron eine treibende Kraft hinter den Kulissen. Er hat mit seiner langjährigen Erfahrung und seinem tollen Verständnis für Melodie & Songstruktur stets geholfen. Dieses Mal jedoch soll es ein Album werden, das zu 100% aus der Feder der Band stammt.

Auch im Aufbau und besonders im Entstehungsprozess gingen wir neue Wege: Bei “Revenge” schrieb ich Alles Song für Song über einen Zeitraum von knapp 5 Jahren; bei “Hollow” schrieben wir eigentlich nur 3-4 Songs und zerstückelten sie, um dadurch Neues zu kreieren, weshalb man bestimmte Tracks übereinander legen kann und so versteckte Arrangements findet. Nun gibt es insgesamt 10 Songs, die nachträglich in ein riesiges Werk zusammengebaut werden. Loops, Hooks, der Gesang wird englisch und deutsch….wir nehmen den Hörer richtig an die Hand und lassen erst los, wenn er/sie mit den Nerven am Ende ist.

Dadurch ging Vieles in Richtung “mach es mal finster” statt “mach es mal knackiger” – schwer zu erklären, was ich damit meine, aber sobald das Album veröffentlicht sein wird, versteht ihr das. Das ist Alles ist so verdammt weit weg von jeglicher Art fröhlicher Natur, soviel kann man sagen. Ziel war es schliefllich, die Hölle musikalisch zu untermalen, Dante’s Inferno wird da eher zum Kinderhörbuch.
Wie entsteht ein klassischer Devil-M Song? Jammt ihr viel gemeinsam? Wie kann man sich Eure Studioarbeit vorstellen? Ihr lebt ja nicht alle im Norden.

Es kommt eigentlich auch da immer auf das Album an. Ich hasse es, wenn man nicht zumindest neue Wege VERSUCHT. Den Groflteil mache ich momentan zuhause an der Akustik-Gitarre mit meinem Novation Circuit. Der klassische Devil-M-Song entsteht dabei nie alleine. Wird Einer geschrieben, kommen minimum drei Weitere hinzu, danach wird solange an Allen getüftelt, bis ich entweder das Kotzen kriege oder zufrieden bin. Meistens ist das Kotzen an der Tagesordnung.

Sobald wir als Band dann der Meinung sind, auf einem guten Weg zu sein, wird in Leipzig geprobt. Ich fahre aus Bremen hin und Reinhard mit dem Bus aus Österreich. Und dann wird geprobt. Und dann nochmal. Und dann nochmal. Und dann….nochmal. Dann ist das Wochenende durch und wir proben entweder nach einer längeren Konzert-Pause oder gehen innerhalb des Soundchecks die Songs durch, die noch nicht sitzen – und das mit einem Zeitfenster von ca. 30 Minuten.
Industrial Metal führt in Deutschland ja ein Nischendasein. Wann brecht ihr mal in die USA auf?
Tja, das ist nur eine Frage der Zeit. Alle 2-3 Tage poppt die Frage auf “wann kommt ihr nach Illinios”, “seid ihr auch mal in New York?” oder “ich kann in Alabama eine Location, die wäre super”. Und so weiter. Nur ist es eine Sache der langfristigen Planung und Investition, denn die Kosten sind eher auf der höheren Sprosse der Leiter, die wir finanziell zu erklimmen haben.

Hier in Deutschland kannst du durchaus im Industrial Metal Etwas reißen. Nur musst du entweder auf Konzerte verzichten, da die sich fast nicht lohnen, oder im NDH-Sektor mitmischen – und Beides ist für mich persönlich ein absolutes No-Go. NDH ist einfach zu überlaufen und wird gerne mal fälschlicherweise als Industrial Metal betitelt. Aber NDH hat bestenfalls finstere Rythmik-Gitarren mit einer knarrenden Synthie-Melodie. Wo ist der Noize? Wo ist der Dreck? Wo ist der Mut vor unsauberem aber wütendem Gitarren-Spiel? Wo sind die Samplings?

Versteht mich bitte nicht falsch, NDH kann geil sein und hat natürlich eine Daseinsberechtigung. Aber meinen Geschmack wird es vermutlich nie treffen. Wer mit der Band “Flugschädel” aufgewachsen ist, ist Dreck in der Ohrmuschel gewohnt.
Wann sind die nächsten Konzerte geplant?
Aktuell haben wir noch drei Gigs offenen und ein paar Weitere für den Herbst/Winter bestätigt bekommen. Es wird also Einiges kommen!
Ihr habt Euch von Eurem Label getrennt. Was sind die Hintergründe? Wie kam es zum Wechsel?

Vorweg: Wer auf dreckige Wäsche steht, wird hier nicht fündig. Raphael von DarkTunes hat immer einen tollen Job gemacht und ist ein absoluter Geschäftsmann, der den Zeitgeist erkannt hat. Ich war stets zufrieden mit ihm.

Aber bei Danse Macabre Records ist auch Sven, Frontmann von Unterschicht. Er brachte meine Frau und mich zusammen, er half mir in privaten Notlagen, er ist der Patenonkel meiner Tochter. Zur Hölle mit Allen, der Typ gehört in mein Leben wie kaum eine andere Person. Und dann kommt noch ein Familienmensch wie Bruno um die Ecke, labert mit dir stundenlang über die Freuden von Baby-Kotze im Haar in einem Hotel-Zimmer irgendwo in Holland, während sich der Rest der Leute um 4 Uhr morgens nur noch langweilt…ja, dann weißt du, was sich nach Zuhause anfühlt.

13 April 2019

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