X-O-Planet – Synthpop der Zukunft
X-O-Planet heisst das Synthesizerraumschiff, das zum zweiten Mal in den Orbit der irdischen Alternative-Welt eingeschwenkt ist um uns mit allerlei betörenden Synthesizerklängen auf ein Leben in der interplanetaren Gemeinschaft vorzubereiten.
Woher kommt eure Affinität für Science Fiction?
Manja & Goderic: Wir interessieren uns beide schon seit unserer Kindheit für Science Fiction. Die Erkundung des Weltalls und die Entdeckung neuer Planeten und eventuell neuer Lebensformen war schon immer ein Traum. Entfacht wurde das vor allem durch Literatur und Fernsehen… aber auch durch Phantasie, wenn man beispielsweise in einer schönen Nacht auf dem Gras liegend in den klaren Nachthimmel schaute und zu philosophieren begann.
Was ist Eure Lieblings SciFi-Serie, was Euer Lieblingsautor? Hat Euch das beeinflusst?
Das ist ganz klar Star Trek. Das Zusammenspiel von Wissenschaft und Phantasie ist dort stets perfekt ausgewogen. Aber auch Dr. Who ist ganz vorn mit dabei. Und die ungarische Zeichentrickserie „Adolars phantastische Abenteuer“ mit skurrilen Geschichten und viel Wortwitz. Zu den Lieblingsautoren zählen zum Beispiel Jules Vernes, Clive Cussler und nicht zuletzt Prof. Dr. Harald Lesch, welcher übrigens erfreulicherweise in Zusammenarbeit mit Gudrun Mebs schon Kindern das Universum nahe bringt. Natürlich beeinflusst uns derlei Lektüre enorm. Andererseits versuchen wir auch unsere eigenen Vorstellungen von dem, was sich in Hinsicht wissenschaftlichen Fortschritts und eventuell extraterrestrischen Lebens ergeben könnte, mit einfließen zu lassen.
Die Faszination für außerirdisches Leben ist wieder gewachsen. Woran liegt das? Ist die zunehmende künstliche Intelligenz der Netzwerke oder gar die Flüchtlingsdiskussion Grund für dieses Hoch?
Eigentlich haben wir nicht den Eindruck, dass die Faszination hier plötzlich wieder gewachsen wäre. Vielmehr stellt es sich für uns als ein logisches und konstantes Ansteigen des Interesses an außerirdischem Leben seit vielen Jahrzehnten dar – quasi proportional zum technischen Fortschritt. Wenn man sich ständig mit Astronomie, wissenschaftlichen Neuerungen und Entdeckungen beschäftigt, liegt die Frage nach Leben im All auf der Hand.
Elektronische Musik gilt ja immer schon als futuristisch. Aber ist sie das wirklich? Wie wird in Zukunft musiziert, wenn Algorithmen Musik nach Geschmacksvoreinstellungen und passendem Facebookpost automatisch generieren?
Goderic: Ich betrachte in unserer Zeit elektronische Musik nicht wirklich als futuristisch. Der erste Quasi-Synthesizer – das Telharmonium – wurde im Jahre 1900 gebaut, was uns doch deutlich zeigt, dass wir es mit zeitgenössischer Musik zu tun haben. Bestimmt können Songs heute auch nach Algorithmen und bestimmten Vorgaben automatisch generiert werden, allerdings werden diesen die Seele und das Gefühl fehlen.
Was sind Eure Lieblingstools und Synthesizer? Eher Software oder Hardware?
Goderic: Das ist sehr stimmungsabhängig. Es gab Zeiten, da konnte ich keinen Computer mehr sehen und habe als Sequenzer ausschließlich einen Akai MPC 2000 genutzt. Aktuell nutze ich zur Produktion wieder Cubase Pro mit einigen Plugins. Was mir persönlich aber auf keinen Fall fehlen darf, ist ein Keyboard mit mind. 61 Tasten, da ich mit der Maus und einem Editor nicht wirklich kreativ arbeiten kann und möchte.
Zwischenmenschliche Themen spielen auch in Eurem Raumschiff eine Rolle. Von wem kommen diese eher realen Themen?
Manja: Ich schreibe alle Texte. Und wenn ich versuche, mich in ein Leben auf einem Raumschiff hineinzuversetzen, kommt das Zwischen“menschliche“ unweigerlich hinzu. Leider kann ich aus klar ersichtlichen Gründen keine tatsächlichen Erfahrungen beisteuern, aber im Großen und Ganzen stelle ich mir die Reise wie in einem sehr modernen Wohnwagen vor, der durch unerschlossenes Land tourt. Die Besatzung besteht aus dem außerirdischen Goderic, welchen ich bei einem meiner ersten Ausflüge im Universum traf, und mir, die von der Erde stammt, diese aber aus Abenteuerlust verlassen hat. Zusammen treffen wir auf fremde Welten und andere Lebewesen. Ich glaube, dass sich gewisse Dinge zwischen Menschen (oder anderen Lebensformen) in gewisser Weise immer wieder sehr ähnlich abspielen könnten. So wie sich das Konstrukt einer ganzen Gesellschaft in ihren Subkulturen widerspiegelt (auch wenn diese der Gesellschaft eigentlich entfliehen wollen, doch durch ihr Verhalten bewirken, dass sie ein Abbild der gesellschaft werden), könnte sich möglicherweise auch ein sehr menschliches Verhalten im Umgang mit Außerirdischen entwickeln. Die Darstellung dessen in Star Trek – The Next Generation ist ein schönes Beispiel für diese Vision.
Ihr seid ja auch ein Pärchen. Ist da das Musizieren nicht manchmal schwerer?
Überhaupt nicht. Man kann im Wohnzimmer proben und jederzeit Ideen umsetzen. Die Terminplanung ist viel einfacher. Wir sind uns bei den meisten Dingen komplett einig. Klar gibt es auch hin und wieder Meinungsverschiedenheiten, aber die werden schnell beigelegt – schon weil wir eine klare Aufteilung haben: Goderic ist für die Komposition zuständig und ich eben für den Text. Da kommen wir uns selten in die Quere – und wenn doch, kommt immer etwas Tolles dabei heraus.
Live-Performances sind Euch sehr wichtig. Wie umgeht ihr den Vorwurf der Konserve elektronischer Musik?
Goderic: Dem begegnen wir mit professionellem Live-Gesang und natürlich auch optischen Reizen. Ich denke heute ist und sollte jedem klar sein, dass der Umfang elektronischer Musik nur mit 12 Armen und 10 Synthesizer live gespielt werden kann. 🙂 Natürlich müssen von daher Maschinen zur Hilfe gezogen werden. Auch ein Gulasch aus der Konserve wurde von einem Koch vorher zubereitet. 🙂
Gert Drexl
CD X-O-Planet – Voyagers (Danse Macabre Records)
11 April 2018 Bruno