Sonata Arctica/Freedom Call/Twilight Force (08.05.2015, Bochum, Matrix)
Über einen Abend ganz im Zeichen des Melodic-Power-Metals konnten sich die Besucher der Bochumer Matrix am 8. Mai 2015 freuen, denn die Finnen Sonata Arctica gaben sich zusammen mit Freedom Call und Twilight Force die Ehre.
Letztere Band eröffnete den musikalischen Abend zwar mit halbstündiger Verspätung, konnte das Publikum aber recht schnell für sich gewinnen. Einerseits knallten die Songs energiegeladen und ohrwurmtauglich aus den Boxen, andererseits sorgten die Schweden mit ihrem äußeren Erscheinungsbild für einen zusätzlichen Unterhaltungsfaktor. Die beiden Gitarristen mit ihren blonden langen Haaren hatten ihre Gesichter halb vermummt, wobei einer der Herren noch zusätzlich spitze Ohren aufgesetzt hatte und ein wenig an Legolas aus „Herr der Ringe“ erinnerte. Der Keyboarder und Drummer verbargen derweil ihre Gesichter jeweils unter einer kaputzenartigen Kopfbedeckung, während sich der Bassist lediglich einen Umhang über die Schulter geworfen hatte. Doch im Mittelpunkt stand unverkennbar Frontmann und Sänger Christian Eriksson, der mal eine Fahne, mal ein Schwert schwingend über die Bühne schritt und teilweise richtig hohe Töne anschlug – ohne dass es anstrengend wurde. Das Publikum ließ sich von den sehr flotten melodischen Metal-Klängen durchaus mitreißen, doch mehr als eine halbe Stunde Twilight Force gönnte man den Anwesenden nicht.
Gegen 20:45 Uhr waren Freedom Call als zweite Support-Band an der Reihe. Im direkten Vergleich zu den Schweden wirkte ihre Show etwas spartanischer und weniger dynamisch, da die Musiker – obgleich nur zu viert auf der Bühne – ihren Bewegungsspielraum nicht gänzlich ausnutzten. Sie schienen sich dafür mehr auf das Spielerische zu konzentrieren – so wurden einige der Songs beispielsweise mit Gitarrensoli ausgeschmückt. Darunter das schwere, balladeske „Bleeding Heart“, bei dem die Zuschauer ihre Arme schwenkten. Aber auch eingängige Kracher wie „Warriors Of Light“ und „Metal Invasion“ kamen nicht zu kurz. Nur leider wirkten – zumindest direkt am Rande vor der Bühne – der Gesang etwas zu leise und das Schlagzeug zu dominant, was aber niemanden zu stören schien. Das Publikum hüpfte, klatschte und sang die Songs mit, so dass Sänger und Gitarrist Chris Bay irgendwann rief: „Ihr macht uns fertig!“
Als schließlich die Headliner, Sonata Arctica, an der Reihe waren, drängten die Zuschauer – mittlerweile gut aufgewärmt – noch enger vor der Bühne zusammen. Die Luft in der tunnelartigen Matrix war zu jenem Zeitpunkt nicht mehr die beste, aber da mussten wohl oder übel alle noch anderthalb Stunden durch. So auch die frischluftverwöhnten Finnen von Sonata Arctica, die nach einem längeren Intro die Bühne mit dem recht entspannten „White Pearl, Black Oceans“ enterten. Alle Aufmerksamkeit konzentrierte sich fortan hauptsächlich auf Bandoberhaupt Tony Kakko, der gesanglich absolut überzeugte und immer wieder ein Lächeln für das Publikum übrig hatte. Dieses durfte sich an jenem Abend über ein ganz besonderes Set freuen, denn das Quintett präsentierte nach „White Pearl, Black Oceans“ und einem weiteren Song, „X Marks The Spot“, sein Werk „Ecliptica“ in voller Länge. Dahinter verbirgt sich das allererste Album der Nordmänner, das in seiner Ursprungsversion 1999 erschienen war, kürzlich jedoch als „Ecliptica – Revisited“ nochmals neu veröffentlicht wurde.
Live auf die Ohren gab es somit z.B. das flotte „Blank File“, die Ballade „Replica“, bei der sich Tony für eine Weile auf das Podest im Hintergrund setzte, auf dem der Drummer und Keyboarder an ihren Instrumenten werkelten, sowie die Nummer „Kingdom For A Heart“, deren Einstieg die Jungs ein wenig versemmelten. Allerdings nahmen sie es mit Humor und starteten den Song einfach nochmals neu. Danach dröhnte „Fullmoon“ aus den Boxen, bei dem es abermals musikalische Aussetzer gab – diesmal allerdings bewusst herbeigeführt, damit die Band zwischendurch auch mal dem Publikum beim Singen zuhören konnte. Ferner wurde die Nummer um Gitarren- und Keyboard-Soli bereichert. Mit „Letter To Dana“ gaben die Finnen schließlich noch eine Ballade zum Besten. Laut Tony, der sich ein weiteres Mal hinsetzte, verbirgt sich dahinter der erste Song, den er je geschrieben hat. Doch die kurze Verschnaufpause war nicht von Dauer, denn mit „UnOpened“, „Picturing The Past“ und „Destruction Preventer“ gab es nochmals ordentlich was auf die Ohren, wobei sich der Frontmann zum Luftgitarre spielen und Headbangen hinreißen ließ. Das Publikum hatte aber noch nicht genug und forderte Zugaben, die es dann auch mit „Mary-Lou“, dem Ohrwurm „The Wolves Die Young“ und „Don’t Say A Word“ bekam.
Text & Fotos: Lea Sommerhäuser
20 May 2015 Sascha Blach