Editors/The Twilight Sad (09.11.2015, Berlin, Columbiahalle)
Nur einen guten Monat ist es her, dass die Editors in Berlin das rappelvolle SO36 zum Kochen brachten – seinerzeit im Rahmen einer PIAS-Label-Night. Auch in ihrer „In Dreams“-Tour statteten die Briten der Hauptstadt einen Besuch ab und verkauften auch die deutlich größere Columbiahalle aus.
Als die Opener The Twilight Sad kurz vor 20 Uhr auf die Bühne gingen, war der Saal bereits rappelvoll und das Publikum lauschte andächtig. Aufgrund ihrer (zu) ruhigen Stücke gelang es der Band, die sich irgendwo zwischen Indierock und Wave bewegt, jedoch nicht, nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Erst gegen Ende wurde der Auftritt der stoisch wirkenden Schotten mit ihrem zappelnden Sänger, der optisch an Ian Curtis erinnerte, etwas gelöster. Prompt gab es auch mehr als Achtungsapplaus aus dem Rund und von der Empore. Doch allein die Tatsache, dass viele nicht mal den Namen mitbekommen hatten, sprach Bände.
Nach einer halbstündigen Umbaupause starteten die Editors mit dem bedächtigen „No Harm“, sorgten mit Pianoklängen, Elektronik und tiefer Stimme jedoch direkt für erste Gänsehautmomente, die dann auch bei rockigeren Songs wie „Sugar“, „Blood“, „An End Has A Start“, „Eat Raw Meat = Blood Drool“ oder „The Racing Rats“ nicht ausblieben. Insbesondere der charismatische Sänger Tom Smith mit seinen leicht androgyn wirkenden Bewegungen und der stämmige Bassist Russell Leetch sorgten für Bewegung und Dynamik auf der Bühne, während die restlichen drei Musiker eher introvertiert in den melancholisch-düsteren Kompositionen aufgingen. Zwischen Gitarre/Bass und Synthesizer wurde dabei immer wieder hin und her gewechselt, je nachdem wie es die Songs verlangten.
Die Songauswahl gestaltete sich ähnlich wie beim SO36-Gig, sieht man davon ab, dass Sänger Tom Smith mit „Smokers Outside The Hospital Doors“ diesmal nur einen Akustik-Song spielte, die Reihenfolge etwas variierte und mit „All Sparks“ und „Fingers In The Factories“ noch zwei Songs aus dem Debüt „The Back Room“ ins Programm rutschten. Doch das Hauptaugenmerk lag natürlich auf den Tracks des aktuellen Longplayers „In Dream“, der mit Songs wie „No Harm“, „Salvation“, „Ocean Of Night“ oder „All The Kings“ einen starken Elektronik-Anteil ins Set brachte.
Aus allen Kanonen schossen die Editors dann noch mal im Zugabeblock mit einer episch-intensiven Version ihres Hits „Papillon“ und dem nicht minder imposanten neuen „Marching Orders“. Sound und Licht waren das ganze Konzert über überaus amtlich und man hat den Eindruck, hier saß jede Note in Perfektion. So zog der bunt gemischte Besucherstrom sichtlich geflasht in das Dunkel der Nacht – und alle dürften sie noch den einen oder anderen Editors-Song still vor sich hingesummt haben …
Sascha Blach
10 November 2015 Sascha Blach