The Prodigy (06.11.2015, Oberhausen, König-Pilsener Arena)
Aktuell touren The Prodigy mit ihrem mittlerweile achten Studioalbum „The Day Is My Enemy“ um den Globus. Wir hatten die Möglichkeit, gleich zwei der Deutschland-Konzerte zu besuchen, und können euch so Textliches aus Oberhausen und Virtuelles aus Frankfurt bieten.
Im Jahr 1990 fanden Liam Howlett (DJ, Keyboard, Programming), Keith Flint (Gesang) und Maxim (MC, Gesang) zusammen und gründeten The Prodigy. Musikalischer Kopf der Band ist Liam, der als DJ arbeitete und später einen Moog-Prodigy-Synthesizer kaufte, um an eigenen Ideen und Songs zu arbeiten. Jenes Instrument war letztlich der Namensgeber für die Band. Zu Beginn waren auch noch Leeroy Thornhill (Tanz, Keyboard) und Sharky (Tanz, Gesang) an Bord, doch Letzterer verließ die Band ein Jahr darauf, als ein Plattenvertrag unterschrieben wurde. Leeroy stieg 2000 aus und Maxim, der schon zeitweise mit der Band aufgetreten war, wurde ein permanentes Mitglied.
Das zweite Album „Music For The Jilted Generation“ verkaufte sich eine Millionen Mal und landete auf Platz 1 der britischen Charts. Die Band tourte um die Welt und gewann 1995 den MTV-Award als „Bester Dance Act“. Ende 1997 sorgte das Video zu „Smack My Bitch Up“ aufgrund der Visualisierung von Drogen, Sex und Gewalt für einen Aufschrei und wurde in den USA, UK und anderen Ländern verboten. Liam verkündete daraufhin, dass kein viertes Album veröffentlicht werde. Die folgenden fünf Jahre arbeiteten die Bandmitglieder an ihren Soloprojekten. Im Jahr 2004 wurde glücklicherweise ein neues – viertes – Album vom Stapel gelassen. Auch wenn es sich gut verkaufte, wurde es nicht von der Kritik gefeiert. Das nächste Album war indes wieder erfolgreicher. Für den Sound charakteristisch ist eine spannende Mischung aus Techno, Rave, Breakbeat, Acid House, Electro Punk sowie Trip Hop, Drum und Bass – genau das Richtige für die Tanzfläche.
Nach dem Auftritt der Support-Band Public Enemy dauerte der Umbau eine ganze Weile, doch als The Prodigy endlich erschienen und die ersten Töne von „Breathe“ anschlugen, brach die Hölle los. Die Menschen applaudierten, tanzten und sangen, animiert von den sich wiederholenden Worten „All my Prodigy people here!, All my party people here!“ – garniert mit zahlreichen F-Wörtern. Da nicht nur die Lichter schnell wechselten, sondern sich auch die Jungs auf der Bühne fix bewegten, hatten es die Fotografen nicht leicht, ein paar ordentliche Schnappschüsse zu machen. Doch die Lichtshow war wirklich außergewöhnlich, sie passte perfekt zur Musik und gab dem Ganzen noch mehr Energie. Keith und MC Maxim hatten neonfarbene, leuchtende Mikrofone vor sich, die recht amüsant aussahen. Doch irgendwie schienen sie auch nützlich, insbesondere als sich MC Maxim in die Menge wagte, um sicherzugehen, dass „alle Partymenschen in Oberhausen das Haus rockten“. Bereits zu Beginn bildete sich eine Art Pogo-Pit in der Mitte der Menschenmenge, nahe der Bühne. Die Setliste beinhaltete eine gute Auswahl an Songs von der neuen Platte, aber auch die Hit-Singles der Vorgängeralben.
Alle Uptempo-Nummern gönnten weder dem Publikum noch der Band eine Pause – Schweiß floss auf beiden Seiten. Die Band wollte sicher sein, dass es der tanzenden Menge gut geht, und warf somit einige Wasserflaschen ins Publikum und spritzte dieses zusätzlich nass. Nach 14 Songs, die jede Menge Energie von allen abforderten, war das Konzert vorbei. Nichtsdestotrotz riefen die Fans unablässig nach Zugaben, so dass die Band zurückkam und noch drei weitere Songs performte. Doch ehe man mit den Zugaben begann, forderte MC Maxim das Publikum auf: „Let me see a circle in the middle! Make a f… circle!“ Und selbstverständlich formten die Fans einen sich bewegenden und tanzenden Kreis, der ziemlich beeindruckend aussah. Leider wurde der vierte Song, „Out Of Space“, nur als Outro vom Band abgespielt. Nichtsdestotrotz war es eine insgesamt fantastische, energiegeladene Show – von Anfang bis Ende.
Setliste (Oberhausen)
01. Breathe
02. Nasty
03. Omen
04. Wild Frontier
05. Firestarter
06. Roadblox
07. The Day Is My Enemy
08. Weather Experience
09. Voodoo People
10. Get Your Fight On
11. Run With The Wolves
12. Invaders Must Die
13. Night Is My Friend
14. Smack My Bitch Up
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15. Their Law
16. Wall Of Death
17. Take Me To The Hospital
18. Outro: Out Of Space
Englischer Originaltext: morTICIA / Reflections Of Darkness
Übersetzung: Lea Sommerhäuser
Bilder: Sandro Griesbach (Festhalle, Frankfurt(M))
19 November 2015 Sandro Griesbach