Amoral „In Sequence“
(Imperial Cassette)
Auf das siebte Studio-Album der finnischen Metal-Band Amoral dürften deren Fans und Kritiker besonders gespannt sein. Schließlich ist „In Sequence“ das erste Werk, auf dem sich Sänger Ari Koivunen das Mikrofon mit „Rückkehrer“ Niko Kalliojärvi teilt. Ein „Back to the Roots“ gibt’s damit aber nicht. Den reinen Technical Death Metal haben Amoral bereits 2009 mit „Show Your Colors“ hinter sich gelassen. Vielmehr streben die nun sechs Musiker mit Nikos Growling- sowie zusätzlichen Gitarren-Parts eine Erweiterung ihres derzeit epischen „Progmetals“ an.
Der Einstieg ins neue Konzept-Album, das der Feder von Mastermind und Gitarrist Ben Varon entsprungen ist, gestaltet sich dabei sehr sachte und elektronisch. Erst nach gut anderthalb Minuten werden die sphärischen Klänge ums Schlagzeug und schwere Gitarrenriffs ergänzt. Im Fokus steht Aris klarer Gesang, hier und da um die engelsgleiche Stimme von Indica-Sängerin Jonsu bereichert, während Niko sich noch dezent im Hintergrund hält. Es scheint, als wolle man die Hörer langsam auf den „erweiterten“ Amoral-Sound vorbereiten. Denn schon mit dem nächsten Song, „Rude Awakening“, gibt’s ein unsanftes Erwachen: Diesmal legt Niko richtig los, die Gitarrensaiten vibrieren, das Schlagzeug treibt alle an, Aris Vocals setzen erst später ein und es gibt sogar eine Passage mit „Sprechgesang“. Eben diesen Song hatten Amoral bereits im Dezember 2015 auf ihre Fans losgelassen, um so einen kleinen Einblick ins das neue Studio-Werk zu gewähren.
Song Nummer 3, „The Betrayal“, überrascht mit einem ethnischen Einstieg: Akustik-Gitarre, Percussions und beschwörende Gesänge. Doch dann gibt’s plötzlich ein Doublebass-Gewitter, während sich Niko und Ari einmal mehr die Vocals teilen. Im Instrumentalpart des Songs liefern sich die Gitarristen, der Schlagzeuger und „Percussion-Meister“ ein Wettrennen – Holla die Waldfee! Da ist die anschließende Entspannung mit „Sounds Of Home“ wohlverdient. Hier wird Aris glasklarer, heller Gesang lediglich von einer Gitarre und bisweilen Blasinstrumentmelodie begleitet. Wieder knackiger und metallischer geht es auf dem gut siebenminütigen „The Next One To Go“ zu, das durch progressives Gitarrenspiel und Aris Gesang dominiert wird. Ähnliches gilt für das rockige „Helping Hands“ – ehe es Zeit für einen kleinen Ausflug in die Amoral-Vergangenheit wird: Denn hinter „Defuse The Past“ verbirgt sich ein wahrer „Niko-Song“ mit aggressiven Growls, strammem Drumming, fetten Gitarrenriffs sowie wilden -soli. Der Abschluss-Track, „From The Beginning (The Note Part 2)”, präsentiert sich da zunächst deutlich schwerfälliger, instrumental entpuppt er sich jedoch wieder äußerst abwechslungsreich: Denn von Akustikgitarren-Geklimper über Klavierpassagen und Streicherarrangements bis hin zu melodischen Gitarrensoli ist alles dabei.
Fazit: Trotz Nikos Rückkehr in die Band ist das neue Amoral-Album deutlich näher am Vorgänger „Fallen Leaves & Dead Sparrows“ (2014) als an „Reptile Ride“ (2007) dran, auf dem noch die Growls und technischer Death Metal dominierten. Auf „In Sequence“ stehen indes epische, progressive und zugleich melodische Metal-Klänge im Fokus. Und die Finnen haben eine schöne Balance zwischen Aris engelsgleichem Gesang und Nikos dämonischen Growls gefunden, wobei letztere für meinen Geschmack noch häufiger hätten vertreten sein können. Das Konzept gefällt dennoch… Sommerhäuser
Tracklist:
01) In Sequence (Prologue)
02) Rude Awakening
03) The Betrayal
04) Sounds Of Home
05) The Next One To Go
06) Helping Hands
07) Defuse The Past
08) From The Beginning (The Note Part 2)
19 January 2016 Dark Aurora