Tanzwut-Tourtagebuch – Live in der Ukraine beim Carpathian-Alliance-Metal-Festival 2014
Eine Tour in die Ukraine. Keine leichte Entscheidung in den rauen Zeiten, in denen wir leben. Allerdings hatten wir bereits eine Zusage erteilt und wollten niemanden enttäuschen. Tanzwut steht schließlich seit dem Mittelalter dafür, gute Laune zu verbreiten.
Also Gitarren eingepackt, Dudelsäcke verstaut und los. Alles hat natürlich länger gedauert als gedacht, insgesamt waren wir 23 Stunden auf dem Weg. Die Kontrolle an der ukrainischen Grenze war schon etwas beklemmend. Die Grenzbeamtin hat durchblicken lassen, dass hier überhaupt keine Witze verstanden werden. Beim Blick aufs Foto in Teufels Reisepass konnte auch sie sich allerdings ein sympathisches Lächeln nicht verkneifen und das Eis war gebrochen.
Freitagmorgen. Die Karpaten, eine Wahnsinnslandschaft, unberührte Natur, Berge und Wälder so weit man nur gucken konnte. Ab ging es zur Seilbahn, die Gäste und Bands hoch zum Festivalgelände brachte. Es war ein ziemlich geiler Anblick, die ersten 300 bis 400 Festivalbesucher, bepackt mit Zelten, Fahnen und Bierkisten auf den Berg gondeln zu sehen. Unter „Tanzwut, Tanzwut“-Rufen wurden dann auch unsere Instrumente und wir zum Gipfel verschifft. Teufel und Zwilling ergriffen die Gelegenheit, die Dudelsäcke aufzublasen und eine Melodie für den Gipfelsturm zu spielen. Das war sicherlich bisher der außergewöhnlichste Ort, an dem wir mit dem Dudelsack musiziert haben. Später haben uns Musiker einer anderen Band erzählt, dass sie unter der Seilbahn lagen und grade mit Ausnüchtern beschäftigt waren, als wir dudelnd über eine Bergkuppe kamen. Erst haben die Typen gedacht, sie seien wohl noch ganz schön betrunken, bis sie gemerkt haben, dass sie doch nicht spinnen und wir da wirklich spielten.
Crew und Gäste waren unheimlich gut drauf. Vor allem dankbar, dass wir überhaupt gekommen sind, denn es hatten doch viele Bands ihre Konzerte abgesagt. Als Opener mit der Mittelaltershow haben wir das Festival eröffnet. So viel Alarm allein aus Sackpfeife und Trommel hatten die killer-benieteten Metaller offensichtlich nicht erwartet und sind schon nachmittags ordentlich abgegangen. Bei all den harten Death-, Doom- und weiß der Geier was für Metal-Combos waren wir nicht ganz sicher, ob wir mit unserer Rock-Show überhaupt in den Abend passen. Aber was dann vor der Bühne los war, konnte sich echt sehen lassen. Die Leute sind so was von abgegangen und von einem Meer aus Balladen-Feuerzeugen bis hin zum Circle Pit war alles dabei.
Der Heimweg zurück zum Hotel war die nächste Aktion, die kaum einer glauben wird. Die Seilbahn war nachts abgeschaltet. Also hat man uns mit vier sowjetischen Geländewagen den Berg runter gebracht. Da gab es nicht ansatzweise Straßen, sondern sie sind komplett querfeldein den Berg runter gefahren. Schlammgruben, Flussbetten, quer zur Fahrtrichtung rutschen. Überschlagen haben wir uns nicht, aber sonst war alles dabei, was man sich vorstellen kann. Beweisfotos gibt es leider keine, weil man sich wirklich mit beiden Händen an Wand und Dach festhalten musste. Hin und wieder ist unser Fahrer sogar ausgestiegen und hat geschaut, wie er am besten die nächsten 20 Meter nimmt.
Über Moor, Mist und Matsch sind wir gekommen, haben jede Menge Fans glücklich gemacht und eine wirklich einzigartige Zeit erlebt.
Der Zwilling (Tanzwut)
Fotos: Tanzwut
www.tanzwut.com
10 September 2014 Sascha Blach