Hurts/Miamigo/Tüsn (19.02.2016, Köln, Palladium)
Schon früh hatten sich die Fans von Hurts am 19. Februar 2016 vor dem Kölner Palladium versammelt und warteten in der Kälte auf Einlass – zur gleichen Zeit dürften sich aber auch viele im Kölner Saturn am Hansaring getummelt haben. Schließlich hatten sich Theo Hutchcraft und Adam Anderson dort zwischen 18 und 19 Uhr zu einer Autogrammstunde angekündigt.
Das Palladium öffnete gegen 18.30 Uhr seine Tore und die Erstankömmlinge strömten rasch ins Warme, wurden allerdings von den zahlreich anwesenden Security-Mitarbeitern aufgefordert, im Schritttempo zur Bühne zu gehen. Rennen war nicht erlaubt. Im Folgenden hieß es: warten, warten, warten. Denn erst gegen 20 Uhr betrat die erste Support-Band, Tüsn, die Bühne. Immerhin gab es im Palladium reichlich Verpflegung – Getränke wie auch einen Essensstand. Bis zum Showbeginn hatte sich die große Halle recht gut gefüllt – zwischenzeitlich durften wohl auch jene Fans eingetroffen sein, die der Autogrammstunde am Hansaring beigewohnt hatten.
Der Auftritt der deutschen Band Tüsn begann mit Glockengeläut, ehe das Trio mit elektronisch gefärbten, kantigen Indie-Rock-Klängen samt deutschen Texten das Publikum in seinen Bann zog. Tatsächlich entpuppten sich Songs wie „Zehntausend“, „Schuld“ und „Schwarzmarkt“ als kleine tanzbare Ohrwürmer, die das Publikum nach und nach auftauten, so dass zumindest bei vielen Anwesenden ein Kopfnicken drin war. Große Worte verloren die Jungs allerdings nicht an die Zuschauer – die Zeit war knapp und sie konnten nur eine gute Handvoll ihrer Stücke zum Besten geben. Geschlossen wurde der Rahmen am Ende wieder durch Glockenläuten und Tüsn räumten die Bühne für den nächsten Support-Act.
Nun waren Miamigo aus UK an der Reihe, die erst im Frühjahr 2015 zusammengefunden haben und in Schlabber-Shirts die vernebelte Palladium-Bühne in Beschlag nahmen. Ihr Sound? Irgendwas zwischen Dark Pop und Indie Rock mit Synthie-Einschlag. Beim Publikum kamen die Jungs recht gut an, jedenfalls wurde nach jedem Song begeistert geklatscht. „It’s our first time in Cologne“, verriet der Sänger zwischendurch. Und dann hatten sie die Ehre, direkt so eine große Bühne als Support von Hurts zu rocken? Nicht schlecht. Viel mehr erzählten Miamigo aber nicht während ihres Auftritts und verließen nach einer knappen halben Stunde relativ flott die Bühne.
Nun wuchs merklich die Anspannung in den Reihen, schließlich waren kurz vor 22 Uhr die Headliner an der Reihe: Hurts. Das lange Warten hatte ein Ende. Doch zunächst trennte ein schwarz-transparenter Vorhang die Musiker vom Publikum – in weißen Lettern prangte das Wort „Surrender“ auf diesem Vorhang, der bereits nach dem ersten Song zu Boden fiel. Mit „Some Kind Of Heaven“ legten Hurts los und hatten die Zuschauer sogleich auf ihrer Seite. Für den Rest des Abends sollte bis in die hintersten Ecken des vollen Palladiums getanzt werden; von der anfänglichen Trägheit der Anwesenden gab es keine Spur mehr.
Für die Live-Musiker von Theo und Adam – darunter auch zwei Background-Sängerinnen – war eigens ein Podium im Hintergrund errichtet worden, auf dem die Musiker zunächst hinter einer „Schattenwand“, einem hellen Vorgang, performten, der nach „Miracle“ ebenfalls zu Boden fiel. Und doch war die Aufmerksamkeit während des restlichen Abends hauptsächlich auf das Duo Theo und Adam gerichtet, die einen guten Mix an Songs ihrer neuen Platte „Surrender“, aber auch „alte“ Hits zum Besten gaben. Adam – mittlerweile einen Hipster-Bart tragend – wechselte dabei z.B. immer wieder zwischen Gitarre (u.a. bei „Why“) und Klavier (u.a. bei „Somebody To Die For“) und Theo – wie gewohnt schick im Anzug und ganz der Gentleman – verteilte zwischen den Songs weiße Rosen an die Fans.
Nicht nur den Track „Blood, Tears & Gold“, bei dem die Bühne in rotes Scheinwerferlicht getaucht wurde, sangen die Fans auswendig mit. Auch das ruhigere Stück „Evelyn“ kam sehr gut bei der Menge an, während bei „Illuminated“ alle ihre Feuerzeuge und Handy-Taschenlampen zückten und den Saal in ein wunderschönes Lichtermeer verwandelten. Bei der Performance von „Affair“ zogen sich die Gast-Musiker zurück und das Scheinwerferlicht war ganz allein auf Theo und Adam gerichtet, ehe das schwerere „Rolling Stone“ an der Reihe war.
Bei der funkigen Tanznummer „Lights“ setzte sich Adam einmal mehr ans Klavier, während sein Bandkollege wie der Bachelor Rosen verteilte und im Publikum Knicklichter geschwenkt wurden. Dann folgte „Sunday“ und es gab kein Halten mehr: Sowohl Theo – der seine Stimme immer zu 100 Prozent im Griff hatte – als auch die Zuschauer hüpften im Takt zur Musik. Zum Abschluss folgte das Song-Trio „Wonderful Life“, „Better Than Love“ und „Wings“, ehe Hurts die Bühne verließen. Doch natürlich sollte es noch Zugaben geben, die das Publikum lautstark einforderte und u.a. mit dem Hit „Stay“ bekam. Mal wieder ein gelungenes Konzert der Briten und ein Publikum, das glücklich kurz vor halb 12 das Kölner Palladium verließ.
Setliste Hurts: (Surrender), Some Kind Of Heaven, Miracle, Why, Somebody To Die For, Wight Of The World, Blood, Tears & Gold, Evelyn, Illuminated, Affair (Acoustic), Rolling Stone, Lights, Sunday, Sandman, Wonderful Life, Better Than Love, Wings, Nothing Will Be Bigger Than Us (Zugabe), Stay (Zugabe)
Text: Lea Sommerhäuser
Fotos: Daniela Vorndran / Black-Cat-Net
17 March 2016 Dark Aurora