ASP „Verfallen, Folge 1: Astoria“
(Trisol/Soulfood)
ASP sind bekannt dafür, sich mit „normalen Longplayern“ längst nicht mehr zufrieden zu geben, sondern immer das Maximum zu wollen. So wundert es nicht, dass die aktuelle Veröffentlichung „Verfallen, Folge 1: Astoria“ der Idee eines Gesamtkunstwerks näher denn je kommt.
Die Texte basieren auf der Kurzgeschichte „Das Fleisch der vielen“, die der Autor Kai Meyer extra für dieses Album geschrieben hat. Sänger Asp ließ sich davon für die Songtexte inspirieren, die über 13 Tracks hinweg eine packende Gruselstory zwischen Berlin und Leipzig erzählen. Zentraler Ort ist das 1915 gebaute Hotel Astoria in Leipzig.
Musikalisch klingen ASP noch etwas ausgereifter und melodischer als in der Vergangenheit, ohne jedoch allzu weit von ihrem bekannten Goth-Rock-Sound abzuweichen. Während zu Beginn des Longplayers in „Zwischentöne: Ich nenne mich Paul“, „Zwischentöne: Baukörper“ und „Zwischentöne: Lift“ neue Einflüsse aus Tango und Chanson sowie Balladeskes zu vernehmen sind, punktet das Finale des Albums mit den episch-progressiven Tracks „Dro(eh)nen aus dem rostigen Kellerkerzen“, „Alles, nur das nicht!“ und „Loreley“, die allesamt die Zehn-Minuten-Marke ankratzen bzw. überschreiten.
Der Form geschuldet ist die Tatsache, dass die Songs alle sehr textlastig geworden sind, was etwas zu Lasten der Eingängigkeit geht. Aber ASP-Fans werden sicher bereit sein, dem Werk mehrere Durchläufe zu gönnen und dabei auch aufmerksam der Story zu folgen. Als Hintergrundberieselung ist dieses aufwendig produzierte Konzeptalbum jedenfalls nicht geeignet!
Abgerundet wird das Gesamtkunstwerk von einem edlen Buch, in welchem die komplette Kurzgeschichte von Kai Meyer und die Asp-Texte – leider in schwer lesbarer Form – abgedruckt sind. Gestaltet wurde das wertige Buch von Joachim Luetke, der auch schon für Dimmu Borgir oder Sopor Aeternus arbeitete. Dazu gibt es noch eine Bonus-CD mit einer Lesung von Kai Meyer und zwei ASP-Live-Aufnahmen aus dem Jahr 2013.
Alles in allem eine durch und durch imposante Veröffentlichung und es ist schön zu sehen, dass in einer Szene, die zunehmend durch Oberflächlichkeiten, Klischees und minderwertige musikalische Qualität geprägt wird, noch Bands aktiv sind, die einen tiefgreifenden künstlerischen Anspruch haben und auch in der Lage sind, diesem gerecht zu werden!
Sascha Blach
29 October 2015 Sascha Blach