Insomnium „Winter’s Gate“

Insomnium „Winter’s Gate“

(Century Media Records)
„Winter is coming…“ – aber nicht nur bei Game Of Thrones, sondern auch im Hause von Insomnium. Denn die finnischen Melodic-Death-Metaller veröffentlichen am 23. September 2016 ihr neues Meisterwerk „Winter’s Gate“ – und man kann ihr durchaus das Wort „Meisterwerk“ in den Mund nehmen. Denn hinter der Scheibe verbirgt sich kein gewöhnliches Studio-Album. Diesmal widersetzt sich das Quartett den üblichen Standards.

So besteht „Winter’s Gate“ aus nur einem einzigen Song, der aber – sage und schreibe – 40 Minuten in Anspruch nimmt. Und: Dieser Song greift auf eine komplette Kurzgeschichte zurück, „Talven Portti“ (finnischer Originaltitel), die Sänger und Bassist Niilo Sevänen bereits vor gut zehn Jahren geschrieben hat. 2007 gewann er mit ihr den „Nova Short Story Contest“ und 2008 wurde sie in Finnland im Rahmen des „Atorox Awards“ als viertbeste Geschichte im Bereich „Fantasy & Science-Fiction“ ausgewählt. Sie handelt von einer Gruppe düsterer Wikinger, die aufbrechen, um eine sagenhafte Insel nordwestlich von Irland zu finden – auch wenn der Winter bereits näher rückt.

Die gesamte Dramatik der Geschichte hüllen Insomnium in ihre gewohnt düsteren Melodic-Death-Metal-Klänge – erweitern ihr Spektrum dabei jedoch um einige neue, überraschende Elemente, die ihrem Sound bisher eher fern blieben: z.B. Doom und Black Metal. Doch fangen wir mal vorne an: Eingeleitet wird der Song „Winter’s Gate“ durch Windesrauschen und atmosphärische Klänge, die alsbald in knallharte Metalriffs und Blastbeats umschlagen, dazu Niilos düstere Death-Metal-Growls. Bisweilen geht es hier richtig heroisch zur Sache, bis bei Minute 12 ein chilliger Instrumentalpart mit eher gesprochenen als gesungenen Worten dazwischen gepackt wird. Nach knapp 20 Minuten dann ein weiterer Break: Akustikgitarren rücken in den Vordergrund, dazu klarer Gesang, der das musikalische Motto der Platte konkretisiert. Die Verschnaufpause für die Hörer ist allerdings nur von kurzer Dauer, ehe die Finnen wieder metallisch und düster weitermachen – inklusive „wilden“ Gitarrensoli.

Dann der nächste Break: eine Klavierpassage mit Gewittergrollen im Hintergrund, die schließlich bei Minute 26 in den Doom-Part der Platte mit einem tiefen Grollen aus Niilos Kehle übergeht. Bei dieser „Voice Of Doom“ ist Gänsehaut vorprogrammiert. Schließlich folgt – nach einer weiteren Instrumentalpassage mit verspielten Gitarrensoli – auch noch ein Ausflug in dunkel- bzw. schwarz-metallische Gefilde mit Double-Bass-Gewitter, dezenten Chorälen und sehr aggressiven Growls – dennoch bleiben Insomnium stets melodisch in ihrem Tun, was mitunter dem musikalischen Motto geschuldet ist, das sich wie ein roter Faden durch den 40-minütigen Song zieht und stellenweise immer wieder mal auftaucht. Und dann ganz plötzlich: entspannte Akustikgitarren, die sanft in Klaviergeklimper übergehen. Ein letztes Flüstern. Dann Windesrauschen. Und schließlich: Stille.

Wirklich beeindruckend, wie viel Atmosphäre, Emotion und Epik die vier Finnen in diesem einzigen Song „Winter’s Gate“ untergebracht haben. Und man darf nicht vergessen, dass mit dem Album auch noch ein Artbook sowie Audiobook veröffentlicht werden, die Niilos Kurzgeschichte in voller Länge präsentieren. Da sind 10 von 10 Punkten mehr als verdientSommerhäuser

Tracklist:
01) Winter’s Gate

www.insomnium.net

11 September 2016

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