Frank The Baptist – Musikalische Konfliktbewältigung

Frank The Baptist – Musikalische Konfliktbewältigung

Bei Frank The Baptist brennt die Hütte. Aber das ist gut so, schließlich war es viel zu lang ruhig um das Projekt des Amerikaners und Wahl-Berliners Frank Vollmann. Doch nun darf sich die treue Fangemeinde angesichts der Veröffentlichung von „As The Camp Burns“ endlich wieder über klassischen Gothic, Dark Wave und Post-Punk nach Baptist-Art freuen. Wir baten den Sänger und Bandkopf zum Interview.

„Ich frage mich selbst, was die letzten acht Jahre eigentlich passiert ist“, überlegt dieser. „Wir haben Konzerte und Festivals gespielt, aber es kamen uns beim Aufnehmen zu viele Dinge in die Quere. Ich ging Seitenprojekten wie Telegram Frank oder The Dirty Weather Project nach und war damit auch auf Tour. Außerdem lernte ich zu tätowieren, reiste durch den Himalaya und habe Trainingslehrgänge für östliche Philosophien gemacht.“ Doch noch einmal will Frank nicht so viel Zeit zwischen zwei Alben verstreichen lassen, schließlich geraten Bands im schnelllebigen Musikmarkt der Gegenwart leicht mal in Vergessenheit, wenn sie nicht regelmäßig neue Veröffentlichungen nachlegen. „Ich war immer glücklich, überhaupt ein paar Fans zu haben“, gibt sich Frank bescheiden. „Am Anfang, damals noch in San Diego, machten wir die Musik, die wir spielen und hören wollten und waren überrascht, dass andere Leute überhaupt eine Verbindung dazu fanden. Die Fanbase wuchs sogar noch, während wir schliefen. Das hat mich echt umgehauen. Wir sind sehr glücklich und dankbar dafür.“
Frank The Baptist_2015_4_credit Sebastian Hilgetag

Die Songs auf „As The Camp Burns“ umfassen sehr alte Kompositionen und Stücke, die erst kurz vor den Recordings geschrieben wurden. „Das macht es schwer, die musikalische Entwicklung zu erklären“, so Frank. „Einige Arrangements wurden entschlackt und vereinfacht, ebenso der Sound. Andere Details wurden aber auch hinzugefügt. Vieles kommt mehr auf den Punkt und einiges wird euch sicher auf einen Pfad führen, auf dem ihr verloren geht.“ Anstatt in einem teuren Studio wurde das Album von der Band im eigenen Proberaum sowie im Homestudio des ehemaligen Bassisten Justin Stephen aufgenommen. Justin zeichnete auch für die Recordings und den Mix verantwortlich. „Es half uns, jemanden an Bord zu haben, der wusste, wie das Album klingen sollte“, erklärt Frank. „Ich bin immer noch überrascht, wie gut die Produktion geworden ist, denn nachdem es von Tim Turan im Turan-Audio-Studio in England noch gemastert wurde, ist es das am besten klingende Album, das wir bislang gemacht haben.“ Allerdings ging die Produktion nicht ganz reibungslos über die Bühne. Der Titel „As The Camp Burns“ ist davon inspiriert, dass Frank The Baptist selbst unter widrigsten Bedingungen noch weitermachten und sich nicht unterkriegen ließen. „Die letzten Jahre, bis das Album endlich aufgenommen war, wurden von allerlei unschönen Dingen begleitet“, seufzt Frank. „Ob Familienmitglieder, die an Krebs starben, Freunde, die in Kriegen ums Leben kamen, an die ich nicht glaube, Scheidungen, zerbrochene Beziehungen, Depressionen, Burnouts, finanzieller Ruin, Wohnproblematiken oder Konflikte mit dem Gesetz oder Immigrationsvisa – es schien fast schon irreal, was Mitgliedern der Band oder Leuten aus unserem Freundes- und Crew-Kreis alles widerfuhr. Und man kann diese Probleme nicht einfach wegtrinken. Glaubt mir, ich habe es versucht!“

Da scheint die Musik in der Tat die bessere Therapie …

Sascha Blach
www.frankthebaptist.com

7 August 2015

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