Model Kaos – Der Asche entwachsen

Model Kaos – Der Asche entwachsen

Mit ihrem ersten Album „Ghost Market“ und den dazugehörigen Singles haben Model Kaos bereits erste Achtungserfolge einfahren können. Nach kleinen, aber entscheidenden Umbesetzungen liefert die Würzburger Formation nun mit „Phoenix“ einen Nachfolger ab, der aus einem hoffnungsvollen Newcomer einen ernstzunehmenden Global Player machen könnte.

 

Über den Ausstieg des früheren Sängers redet Model-Kaos-Gründer Kevin alias K.G. allerdings nur ungern: „Das ist eine sehr lange und extrem frustrierende Geschichte. Es war Alex’ Entscheidung, die Band zu verlassen, welche zu dem Zeitpunkt sehr überraschend kam und mir viele schlaflose Nächte verursachte, was die Zukunft anging. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, außer dass es die beste Entscheidung war, die er getroffen hat!“ Aus der Asche, die Alex hinterließ, sind Model Kaos zum Glück recht schnell wieder neu erwachsen. Nun steht Kris am Mikro, den K.G. über das Internet gefunden hat und der mit seinem eigenen, angenehmen Gesangsstil den Sound der Band auf ein neues Level hebt. Abgerundet wird die neue Konstellation mit (Live-)Gitarrist 42. Diesen kennt K.G. seit nunmehr fast 20 Jahren, nicht zuletzt aus der gemeinsamen Zeit bei Twilight Garden. Twilight Garden war eine von Kevin in den 90ern gegründete Dark-Wave-Combo. Nicht zu verwechseln mit der aktuell noch aktiven US-Formation The Twilight Garden.

 

Auch Frontmann Kris hat sich schnell in seine neue musikalische Familie eingefügt: „Ich selbst war in den vergangenen 25 Jahren in unterschiedlichsten Konstellationen aktiv, meist kurzfristige, kleinere Projekte, teilweise auch alleine mit Gitarre. In den letzten Jahren hatte ich mich musikalisch sogar komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Der Einstieg bei Model Kaos hätte bei mir zu keinem besseren Zeitpunkt passieren können, ich war persönlich in einer Umbruchphase und wollte die Musik wieder mehr in den Mittelpunkt meines Lebens rücken.“

Gemeinsam hat man nun das eingangs erwähnte zweite Album, „Phoenix“, kreiert, dessen Name den Neuanfang nach den turbulenten Anfangsjahren der Bandgeschichte unterstreichen soll, wie man wohl unschwer erkennen kann. Musikalisch ist Kevin dabei seiner Liebe zu modernen Synth-Pop- und Dark-Wave-Sounds weitestgehend treu geblieben. „Lediglich die Gitarren wurden reduziert, da ich wieder mehr in die elektronische Richtung wollte“, beschreibt K.G. seine Intentionen. „Ich habe mich allerdings mehr mit Produktion und Soundgestaltung auseinandergesetzt und versucht, die Songauswahl mehr anzugleichen, was dieses Mal ganz gut gelungen ist, glaube ich.“

 

Das kann man ruhigen Gewissens bestätigen. „Phoenix“ wirkt homogen und abwechslungsreich zugleich. Man findet Retro-Anleihen an die von Kevin geliebten 80er, ohne dabei aber in altbackene und immer wieder aufgewärmte Klischees zu verfallen. Das mag auch an der Konstellation seiner Schöpfer liegen, die sich in ihren privaten musikalischen Vorlieben wunderbar ergänzen, wie Kris verdeutlicht: „K.G. ist von uns beiden ganz klar der 80er-Typ. Ich selbst wurde musikalisch eher von den 90er-Jahren geprägt, und dabei auch weniger von elektronischer Musik, sondern mehr von Rock und Balladen. Deshalb bringe ich beim Schreiben des Gesangs auch recht wenige Einflüsse der 80er mit ein. Auch das ist sicher ein Puzzleteil zum eigenständigen aktuellen Sound von Model Kaos.“

 

Kevin wiederum beschreibt seine musikalischen Wurzeln und Prägungen wie folgt: „Nun, ich bin ein Kind der 80er, bin mit Künstlern und Bands wie Ultravox, Gary Numan, The Cure usw. aufgewachsen. Ich liebe diese Bands heute noch und sie inspirieren mich sehr stark, gerade was die Arrangements angeht. Ich gehöre zu den Songwritern, die keinen Bock auf Songs mit nur drei Minuten Länge haben. Ein guter Song sollte Zeit haben, eine Stimmung aufzubauen, mit einem Höhepunkt und einem guten Ende. Das funktioniert in drei Minuten nicht wirklich gut, finde ich. Auch was den Produktionssound angeht, gefallen mir die alten Sachen besser. Heute soll alles möglichst nach Proberaum oder recht trocken klingen, damit kann ich nichts anfangen. Unsere Musik braucht Raum, um die entsprechende Dynamik und Atmosphäre aufzubauen.“

 

Da stehen sie nun mit „Phoenix“ im Rücken und alles scheint auf einem guten Weg zu sein. Das war anfangs jedoch nicht unbedingt zu erwarten, hatten Model Kaos, wie viele andere Bands auch, doch mit dem Phänomen des „Propheten im eigenen Land“ zu kämpfen. Während in Deutschland die „musikalisch Verantwortlichen“ neuen Inlands-Formationen oft sehr skeptisch gegenüber sind, konnten Model Kaos international zum Glück gleich Fuß fassen. In den Schoß gefallen ist ihnen dabei aber so gut wie nichts, wie K.G. unterstreicht: „Nein, es war harte Arbeit und sehr zeitintensiv, entsprechende Kontakte aufzubauen und auch zu halten. Das kommt uns jetzt natürlich zu gute. Es öffnet viele Türen, gerade was Clubs usw. angeht. Dazu kommt, dass die DJs und Promoter im Ausland sehr viel offener für uns waren als hier in Deutschland. Aber das ändert sich jetzt gerade, zum Glück! Ich bin mit vielen Radiohosts, Veranstaltern und DJs in USA, Kanada, UK, Australien, Italien usw. permanent in Kontakt, die uns wirklich super supporten und auch teilweise daran arbeiten, uns in näherer Zukunft für ein paar Gigs in ihr Land zuholen, was natürlich sehr geil ist.“

 

Das klingt äußerst vielversprechend, zumal für das laufende Jahr 2014 auch schon diverse Gigs im Inland fest eingeplant sind. Generell wollen Model Kaos nun verstärkt auf die Bühne, um „Phoenix“ dem geneigten Publikum auch live in die Gehörgänge zu drücken. „Mein persönlicher Fokus liegt aber bei neuen Songs“, erweitert K.G. die Zukunftspläne. „Ich arbeite bereits an den ersten neuen Tracks. Mein Ziel ist es, möglichst bald nachzulegen und keine zwei Jahre bis zum nächsten Album verstreichen zu lassen. Ich habe mich in den letzten anderthalb Jahren ausschließlich mit ‚Phoenix’ beschäftigt und das fast täglich. Ich brauche jetzt ein neues Ziel …“

 

Frank „Otti“ van Düren

www.model-kaos.com

 

 

10 September 2014

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