Shiraz Lane – „Das Leben könnte schlimmer sein“
Derzeit supporten die jungen Hard-Rocker Shiraz Lane ihre Landsmannen von Brother Firetribe auf deren Jubiläums-Europa-Tournee. Einen Zwischenstopp gab es hierbei am 25. Oktober 2017 im Kölner Jungle Club. Vor der Show trafen wir Frontmann und Sänger Hannes Kett zu einem kurzen Interview, bei dem vor allem das zweite Album der finnischen Band im Fokus stand.
NEGAtief: Hannes, ist bisher alles gut auf Tour verlaufen?
Hannes: Es gab keinerlei Probleme. Gestartet ist die Tour vor zwei Wochen, dies ist also unsere letzte Woche. Danach geht es nach Spanien, wo wir einige Headliner-Gigs spielen werden. Bisher war’s fantastisch. Die Jungs von Brother Firetribe sind großartig, sie sind sozusagen Idole aus der Kindheit. Es ist wirklich nett, sie zu treffen, zumal sie einfach nur stinknormale Menschen sind, die genauso Spaß haben wie wir. Sie sind nur ein bisschen älter…
NEGAtief: Feiert ihr nach jeder Show zusammen?
Hannes: Nein, nun ja, nicht nach jeder Show, stattdessen sitzen wir zusammen, chillen einfach nur und haben jeden Tag einen Lacher. Wenn man auf Tour ist, sieht nämlich der Tag wie folgt aus: Du wachst gegen Mittag auf, dann werden sämtliche Utensilien ausgeladen, der Soundcheck findet statt, du spielst deine Show und wenn man vom Veranstaltungsort aufbricht, ist es ca. 1 Uhr in der Früh. Zu jenem Zeitpunkt bist du aber meist noch so aufgedreht, dass du gar nicht schlafen kannst. Darum entspannen wir uns in der Lounge oben oder unten im Bus.
NEGAtief: Euer Gitarrist Miki hatte vor zwei Tagen Geburtstag. Wie habt ihr diesen gefeiert?
Hannes: Die Jungs brachen auf gen London und feierten in China Town.
NEGAtief: Gab es Geschenke für ihn?
Hannes: Nein, unser Geschenk für ihn ist, dass er Teil der Band sein darf. [lacht]
NEGAtief: Macht ihr generell Sightseeing auf Tour?
Hannes: Ja, doch auf der letzten Tour mit Lordi hatten wir dazu keine Zeit. Nun, da wir mit dem Bus reisen und ein paar freie Tage haben, ist es etwas einfacher. Wir hatten die Gelegenheit, Paris zu erkunden. Hierzu nutzten wir den Touristen-Bus und haben letztlich wirklich alles gesehen. Und wie erwähnt besuchten wir auch London.
NEGAtief: Was ist mit Köln? Weißt du irgendetwas über die Stadt?
Hannes: Nein, nichts. [grinst] Hoffentlich beim nächsten Mal. Ich würde mir gerne einmal den Dom ansehen.
NEGAtief: Inwieweit passen Brother Firetribe und Shiraz Lane musikalisch zusammen?
Hannes: Ich denke, sie passen gut zusammen, denn Brother Firetribe spielen AOR, sowas wie Whitesnake, Musik mit 80er Jahre Vibe – und wir sind einfach nur Kids, die Musik spielen, die wir hören wollen…
NEGAtief: Kürzlich habt ihr eine neue Single namens „Harder To Breathe“ veröffentlicht, welche auf dem zweiten Album zu finden sein wird, das in naher Zukunft erscheint…
Hannes: Es kommt im Februar 2018 raus.
NEGAtief: Wie ist der Stand der Dinge hinsichtlich des zweiten Albums?
Hannes: Wir haben alles aufgenommen und momentan wird das Album abgemischt. „Harder To Breathe“ ist der einzige Song, der bereits gemixt und gemastert wurde. Doch alle anderen Lieder sind noch in der Mache. Wir hören uns die Tracks während dieser Tour an, sie kommen direkt vom Abmischer. Das ist fein. Es dreht sich alles um Musik: 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche.
NEGAtief: Warum habt ihr euch dazu entschieden, das Album in Schweden aufzunehmen?
Hannes: Schweden ist besser, wenn es um Rock-Musik geht. In Finnland ist die Kultur ein wenig anders. Dort herrscht jede Menge Neid, so zumindest kommt es mir vor. Die Leute freuen sich nicht darüber, wenn jemand erfolgreich ist. Sie sagen nicht: Das ist toll für dich, wow, du verdienst es wirklich! In Schweden sind die Leute da anders und außerdem kommen viele erfolgreiche Bands von dort: Europe, Abba, H.E.A.T., Hardcore Superstar etc. Aus diesem Grund wollten wir dorthin und für mich war es auch insofern nett, weil meine Mutter schwedischer Abstammung ist und ich somit nochmals dazu kam, meine Muttersprache zu sprechen. In Finnland mache ich das nicht so oft. Und nun ja, wir wollten auch einfach mal etwas anderes machen, denn wir alle suchen musikalisch nach dem nächsten Level.
NEGAtief: Ward ihr mit dem Produzenten zufrieden?
Hannes: Oh, ich liebe es, neue Leute zu treffen. Unser Produzent Per Aldeheim ist ein großartiger Mann. Als wir ihn trafen, war er direkt einer von uns. Er ist ein Oldschool-Rocker und hatte in den 80ern eine Band. Somit kennt er das Business. Er half uns dabei, die Songs mal anderweitig zu betrachten und als Songwriter zu wachsen.
NEGAtief: Welche Herausforderungen gab’s während des Aufnahmeprozesses?
Hannes: Ich würde nicht sagen, dass wir mit echten Herausforderungen zu kämpfen hatten. Alles lief fast schon wie von selbst. Und in diesem Sommer hatten wir viel mehr Zeit, Songs zu schreiben – im Vergleich zum ersten Album. Damals hatten wir nämlich nur vier oder fünf Monate Zeit, um alles zu schreiben und aufzunehmen. Das war echt hart für uns.
NEGAtief: Wie sieht denn der generelle Shiraz-Lane-Songwriting-Prozess aus?
Hannes: Irgendeiner von uns hat eine Idee: eine Melodie oder einen Riff. Dann beginnen wir einfach zu jammen. Aus diesem Grund hören sich die Songs nicht immer alle gleich an. Wenn du allerdings eine Band hast, in der eine Person stets alles schreibt, klingen alle Lieder immer recht ähnlich. Das finde ich zumindest.
NEGAtief: Wie schaut es mit dem textlichen Konzept des neuen Albums aus?
Hannes: Wenn ich Texte schreibe, wird es sehr persönlich. Und diesmal schrieb ich die Lyrics zusammen mit Miki. Wie alle Jungs in der Band ist er mein Seelenbruder, somit weiß und sieht er, was ich fühle. Auf dem neuen Album gibt es super positive Songs, doch sind auch ein paar melancholischere Stücke darauf zu finden. Einer der Songs heißt „This War Of Mine“, hier geht es um Depression, meine persönliche Interpretation davon sowie meine Dämonen, mit denen ich jeden Tag zu kämpfen habe. Das ist ganz normal: Wenn du ein Künstler bist, gibt es da immer jemanden in deinem Kopf, der dir sagt, dass du nicht gut genug bist. Und darum geht es in jenem Song. Dann wiederum haben wir ein Stück, da geht es um das genaue Gegenteil: Ich schaffe es! Am Ende finden sich also verschiedene Vibes auf dem Album wieder. Doch auch wenn es einige dunkle Momente gibt, in denen du dich scheiße fühlst, wird es auch immer einen Ausweg geben. Man muss einfach nur positiv denken, auch wenn das nicht immer möglich ist. Ich sollte es wissen! Wie auch immer, dies sind die Vibes, die unsere Fans lieben, weil jeder irgendwann mal eine depressive Phase hat.
NEGAtief: Woran siehst du eure musikalische Entwicklung, wenn du das zweite Album mit dem Debüt vergleichst?
Hannes: Bessere Songs, bessere Kompositionen, bessere Melodien – alles ist besser. Auf dem ersten Album hatten wir diesen 80er-Style, was okay war, weil ich diese Musik liebe. Doch dieses Mal war die Produktion moderner, fetter und ich wollte Refrains schreiben, die die Leute mitsingen können. Vor allem fokussierte ich mich gesanglich mehr auf die mittlere Tonlage anstatt auf die ganz hohen Töne.
NEGAtief: Was erwartet uns bei eurer Performance heute Abend hier im Jungle Club?
Hannes: Energie, Spaß, fünf Jungs, die sich ihrer Leben erfreuen. Was du siehst, ist was du bekommst – unverfälscht.
NEGAtief: Es gibt noch nichts, was euch auf Tour nervt?
Hannes: Nein, nein, auch wenn es aufgrund der Zeitpläne manchmal etwas ermüdend sein kann. Am Ende macht alles sehr viel Spaß. Doch wenn man schließlich nach Hause kommt, nun ja, da gibt es diese sogenannte Tourdepression, an die ich nie geglaubt habe. Nach der Lordi-Tour fragten wir uns jedoch alle: Was machen wir nun? Wenn wir dieses Mal nach Hause kommen, haben wir nur einen Tag Pause und dann werden wir die Show für Deep Purple musikalisch eröffnen. Das Leben könnte schlimmer sein. [lacht]
NEGAtief: Ihr spielt im Vorprogramm von Deep Purple?
Hannes: [lacht] Yeah, das werden wir tatsächlich tun. Wir waren gerade in Paris, als wir es erfuhren.
NEGAtief: Bist du nervös?
Hannes: Nein, ich bin einfach nur total gespannt, denn Schritt für Schritt nähern wir uns jenem Punkt, an dem ich uns irgendwann einmal sehen möchte.
Interview & Fotos: Lea Sommerhäuser
https://www.facebook.com/ShirazLane/
English version
In these days the young hard rockers Shiraz Lane are supporting their fellow countrymen from Brother Firetribe on their anniversary European tour. One stop took place in Cologne’s Jungle Club on the 25th of October 2017. Before the show we met vocalist Hannes Kett for a short interview with the focus on the second album of the Finnish band.
NEGAtief: Hannes, has been everything fine on tour so far?
Hannes: No problems at all. The tour started two weeks ago, so this is our last week now. Then we go to Spain to headline there for a couple of gigs. So far it’s been awesome. The Brother Firetribe guys are great, they are kind of childhood idols. It’s really nice to meet them as they are just ordinary people, having fun like us. They are just a bit older…
NEGAtief: Do you party together after every gig?
Hannes: No, well, not after every gig, but sitting, just chilling and having a laugh every day. When you’re on tour your daily schedule is like: You wake up around noon, then you load the stuff to the venue, you do the soundcheck, then you have your gig and when you leave the venue it’s like 1 am. But as you’re still hyped, you can’t get to sleep directly. That’s why we chill out in the lounge upstairs or downstairs in the bus.
NEGAtief: Your guitar player Miki had birthday two days ago. How did you celebrate it?
Hannes: The guys went out to London to celebrate in China Town.
NEGAtief: Did you have any gifts for him?
Hannes: No, our gift to him is that he is in the band. [laughs]
NEGAtief: Do you do any sightseeing on tour in general?
Hannes: Yes, but on the last tour with Lordi we didn’t have any time at all. Now when we have the bus and we have some days off, it’s a bit easier. Actually we got to see Paris. We took this tourist bus and we saw everything there. And we visited London, as I just mentioned.
NEGAtief: What about Cologne? Do you know anything about this city?
Hannes: No, nothing. [smiles] Next time hopefully. I would like to see the cathedral.
NEGAtief: To what extent do Brother Firetribe and Shiraz Lane fit together musically?
Hannes: I think they fit well, because Brother Firetribe play AOR kind of music, like Whitesnake, 80ies vibe music – and we are just kids playing the music we wanna listen to…
NEGAtief: Recently you’ve published a new single called “Harder To Breathe” which can be found on the second album coming out in near future…
Hannes: It’s coming out in February next year.
NEGAtief: What is the state of affairs concerning your second album?
Hannes: We recorded everything and right now it’s in the mixing process. “Harder To Breathe” is the only song which is mixed and mastered already. But all the others are still in the making. We’re actually listening to them during the tour, coming from our mixer guy. That’s nice. It’s all about music 24/7.
NEGAtief: Why did you decide to record the album in Sweden?
Hannes: Sweden is in a way better when it comes to rock music. In Finland we’ve got this different culture. There’s a lot of envy, that’s at least how I feel it. People aren’t really glad for if someone is successful. They don’t say: Good for you, wow, you really deserve it! In Sweden that’s the way they are plus they’ve been successful with big bands like Europe, Abba, H.E.A.T., Hardcore Superstar etc. So we wanted to go there and for me it was really nice, because my mother is actually Swedish, so I got to speak my mother’s language. I don’t do that much in Finland. And well, we just wanted to do something different, because we are all looking for this next level music wise.
NEGAtief: Have you been satisfied with the producer?
Hannes: Oh, I love meeting new people. Our producer Per Aldeheim is a great guy. When we met him he was like one of us straight away. He is an old school rock guy, he used to have a band in the 80ies. So he knows the business as he’s been doing it for years and years. He helped us to look at the songs in a different way and to grow as writers.
NEGAtief: What have been the challenges during the recording process?
Hannes: I wouldn’t say we had any real challenges. Everything came out naturally. And this summer we had a lot more time to write the songs in comparison to our first album. At that time we had like four or five months to write and record everything. That was really hardcore for us.
NEGAtief: How does Shiraz Lane’s songwriting process look like in general?
Hannes: Someone’s got an idea: a melody or a riff. Then we just start jamming. That’s why the songs don’t really sound the same all the time. If you have a band in which one guy writes everything, all the songs sound like the same pretty much. At least that’s my opinion.
NEGAtief: What about the lyrical concept of the new album?
Hannes: It’s really personal when I write lyrics. And this time around I wrote lyrics with Miki. Like all the guys in the band he is my soul brother, so he knows and sees what I feel. On this new album we have super positive songs, but there are also some deeper, melancholic songs – for example “This War Of Mine” which is about depression, my take on depression and my demons which I fight every day. That’s natural: When you’re an artist, there is always someone in your head telling you that you’re not good enough. And that’s what the song is about. Then we have another song which is the exact opposite: I’m gonna fucking do it! So in the end there are different vibes on the album. But even though there are some dark sides, you feel like shit, there is always a way out. You just have to think positive, even though it is not possible always. And I should know! But well, those are the vibes which our fans love, because everyone’s been depressed from time to time.
NEGAtief: Where do you see the musical development if you compare the second album with the debut?
Hannes: Better songs, better compositions, better melodies – everything is better. On the first album we had this 80ies style which was okay, because I love this stuff. But this time the production has been more modern and bigger and I wanted to write choruses which people can sing along to. And I’ve been especially working on using the middle range instead of these high notes all the time.
NEGAtief: What can we expect from your performance here in the Jungle Club this eve?
Hannes: Energy, fun, five guys enjoying their lives. What you see is what you get. We’re not faking anything.
NEGAtief: There’s nothing that sucks yet on tour?
Hannes: No, no, even though it can be tiring due to the schedules. In the end it is so much fun. But when you come back home, well, there is this thing called tour depression which I didn’t believe in before. But after the Lordi tour all of us were like: What we gonna do now? This time when we come back home, we only have one day to rest and then we will open up for Deep Purple. Life could be worse. [laughs]
NEGAtief: You will support Deep Purple?
Hannes: [laughs] Yeah, we will actually do. Still can’t believe it. We were in Paris when we go to know it.
NEGAtief: Are you nervous?
Hannes: No, I’m just really excited, because step by step we’re getting there where I see us going.
Interview & Photos: Lea Sommerhäuser
3 November 2017 Dark Aurora