Star Industry – Tradition und Moderne
Mit „The Renegade“ halten die Belgier Star Industry die Fahne des klassischen Gothic Rocks hoch, ohne dabei zu altbacken zu klingen – neue Einflüsse machen es möglich. Bassist Stijn Kuijpers im Negatief-Interview …
Negatief: Wie ist es für dich, eine Weile nach Fertigstellung euer eigenes Album wieder zu hören?
Stijn: Es braucht in der Tat immer etwas Zeit. Während des Produktionsprozesses hört man als Musiker auf jede kleine Finesse. Das ist einerseits nötig, andererseits aber auch sehr merkwürdig. Man verliert leicht den Überblick und verirrt sich in Details. Aber nun ist der Longplayer seit einigen Monaten fertig und wir können es genießen, ohne wieder zu sehr ins Detail zu gehen.
Ist es möglich, ein Album zu machen, mit dem ihr zu einhundert Prozent zufrieden seid?
Stijn: Wir sind Perfektionisten, was gut ist, wenn es darum geht, genau das Album zu machen, das wir im Sinn hatten. Aber es gibt immer Dinge, die man am Ende hätte besser machen können. Ich schätze, keine Person in einer Band ist jemals hundertprozentig zufrieden mit einer Scheibe, in die sie involviert war. Aber das ist auch normal. Das macht einen nur stärker für das nächste Werk.
Wo siehst du die größten Unterschiede zwischen „The Renegade“ und euren früheren Alben?
Stijn: Wir haben mehr verschiedene Elemente integriert, daher klingt es abwechslungsreicher. Wie immer haben wir typische Gothic- und New-Wave-Einflüsse verwendet, aber man kann in einigen Tracks auch Inspirationen aus Bereichen wie EBM und Industrial hören.
Eure Musik klingt stark von The Sisters Of Mercy oder Joy Division inspiriert. Was sind überdies eure Haupteinflüsse?
Stijn: Diese liegen vor allem in den 80ern und somit natürlich bei den Sisters, Joy Division und anderen Ikonen dieser Zeit. Aber heutzutage hören wir sehr viel Zeug. In einigen Stücken lassen sich z.B. Nine Inch Nails oder VNV Nation als Einflüsse ausmachen, aber wir mögen auch die Editors, The National oder Black Rebel Motorcycle Club.
Wo wurde das Album aufgenommen und wer saß am Mischpult?
Stijn: Wir haben es in einem belgischen Topstudio namens MotorMusic aufgenommen. Bands wie Triggerfinger oder Milow, die in Deutschland recht bekannt sind, waren ebenfalls schon dort. Unser Produzent heißt Tom Proost, er hat einige sehr frische Ideen eingebracht.
Wie lange wart ihr mit der Scheibe beschäftigt?
Stijn: Wir haben vor etwa drei Jahren begonnen, die ersten Stücke zu schreiben und die Aufnahmen fanden dann in einer Periode von mehr als einem Jahr statt. Die Sessions dauerten immer zwischen ein paar Tagen und einer Woche. Danach sind wir wieder heimgefahren und haben weiter an den Tracks gearbeitet. Es war ein langer und harter, aber auch sehr interessanter Prozess.
Wie war die Stimmung im Studio?
Stijn: Großartig, wir hatten viel Spaß. Es ist natürlich harte Arbeit und impliziert, dass man auch mal lange Tage bis tief in die Nacht hat, aber das weiß man vorher. Wir haben viel Neues ausprobiert. Das war sehr spannend.
Und wie ist der Markt für klassischen Gothic Rock derzeit?
Stijn: Es sind keine einfachen Tage, aber wir bleiben unseren Wurzeln treu und haben versucht, ein großartiges Album zu machen mit Songs, die man wieder erkennt. Mehr können wir nicht tun. Aber das letzte Mal hat uns das zu Orten und Festivals quer über Europa sowie in die USA und China geführt. Das Publikum ist also durchaus noch da.
Irgendwie beruhigend …
Sascha Blach
www.starindustry.be
8 August 2015 Bruno