Technik-Special: Free 3D-Software Blender
Animationssoftware ist für viele Menschen immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Dazu kommt, dass die meisten professionellen Anwendungen astronomische Preise aufrufen. Dennoch: Spätestens seit der sich anbahnenden 3D-Drucker-Revolution steigt das Interesse, eigene Modelle und Formen zu entwickeln, um sie dann in reale Skulpturen zu verwandeln. Aber auch animierte 3D-Logos für die eigene Band und Traumlandschaften für den Hintergrund des eigenen Youtube-Channels sind mit Blender realisierbar. Die Grenze der Visualisierung ist die eigene Vorstellungsfähigkeit.
Blender ist nicht nur ein kostenloser Einstieg in die Welt des Modeling, sondern ein skalierbares Werkzeug, mit dem sich sogar Hollywood-reife Animationen realisieren lassen. Blender ist Free Software, d. h. man kann sich das Programm in der aktuellsten Variante für jedes System, also Apple, Linux oder Windows, herunterladen. Natürlich freuen sich die ehrenamtlichen Entwickler auch über einen kleinen Obolus via Paypal. Nach der unkomplizierten Installation lassen sich je nach Leistungsfähigkeit der eingebauten Grafikkarte innerhalb weniger Minuten auch aufwendige Render-Objekte darstellen. Für den Einstieg empfehlen sich neben vielen Büchern und DVDs tausende von Blender-Tutorials. In den Youtube-Kanälen von bekannten Experten wie z. B. dem Blender-Guru Andrew Price finden sich Schritt-für-Schritt-Tutorials zum Generieren von Flüssigkeiten, Rauch, Feuer und Explosionen bis zu einfachen Geometrie- und Texturgestaltungen. Die Community rund um Blender ist in den letzten Jahren rasant gewachsen und die Zahl der professionell mit Blender arbeitenden Werbeagenturen wächst stetig. So bieten bereits Volkshochschulen in größeren Städten Kurse für Blender an, und in Universitäten werden neben den teuren Industrieprodukten Maya und Cinema 3D auch immer häufiger Blender-Kurse angeboten.
Um das Programm in seiner Vielfalt zu begreifen, gilt es viel Zeit einzuplanen. Die Bedienung ist mitunter ein wenig tricky. Wer zu schnell phänomenale Ergebnisse erwartet, wird das Programm wahrscheinlich nach wenigen Tagen enttäuscht und frustriert deinstallieren. So empfiehlt es sich, Schritt für Schritt die verschiedenen Stufen zu einer eindrucksvollen Szene zu erarbeiten. Alles beginnt mit dem Modeling erster geometrischer Strukturen oder Schriften. Danach arbeitet man sich in die verschiedenen Techniken der Material- und Oberflächengestaltung ein, lernt, wie Lichtstrahlen reflektiert und absorbiert werden und definiert verschiedene Lichtquellen und Kameraschärfen. Die Partikelemulation ermöglicht es dann, eindrucksvolle Szenen mit Regen, Schnee, Staub oder sogar fallendes Laub in einem virtuellen Wald zu generieren. Wer dann langsam anfängt, seine Objekte zu animieren, Kollisionen und verschiedenste physikalische Effekte zwischen Wind und Magnetismus zu simulieren, hat das erste Drittel dieses mächtigen Programms gemeistert. Denn mit Blender lassen sich weit mehr Dinge realisieren als Animationen und 3D-Stills. Die Games-Engine ermöglicht es, auch komplexe Videospiele und mit der Python-Funktion eigene Filter zu entwickeln. Wer sich dann an die Gestaltung von Charakteren und Mimiken wagt, fühlt sich wie der Schöpfer der eigenen Kreatur.
Hunderte von ehrenamtlichen Softwareprogrammierern entwickeln Blender stetig weiter. Eigene Wikipedias und eine Vielzahl von Foren verbinden die weltweite Community. Freie Software ist ein Konzept, das sich der Freiheit von Wissen und Werkzeugen zum Nutzen für die Allgemeinheit verschrieben hat. In Kombination mit lizenzfreien Betriebssystemen wie Linux steht ein ganzer Reigen von freier Software bereit, die gerade in den Schwellenländern zu einem Boom der Kreativität geführt haben.
Bruno Kramm
www.blenderfoundation.org
1 July 2014 Sascha Blach