Unzucht – „Wie ein kleiner Piepmatz“
Aktuell absolvieren die Dark-Rocker von Unzucht diverse Support-Shows für Eisbrecher, Puddle Of Mudd sowie Oomph! Doch auch Headliner-Shows stehen in diesem Jahr noch an. Vorab dürfen sich die Fans auf ein neues Album freuen, das derzeit noch in der Entstehungsphase ist. Der Titel? „Neuntöter“. Was es genau damit auf sich hat, verrieten die Musiker bei ihrem Zwischenstopp mit Eisbrecher am 12. März 2016 im Kölner Palladium. Vor der Show trafen wir Sänger Daniel Schulz, Bassist Alex Blaschke und Schlagzeuger Toby Fuhrmann zu einem Interview.
NEGAtief: Ihr seid aktuell mit Eisbrecher auf Tour und hattet gestern euren Auftakt in Leipzig. Wie ist es gelaufen?
Daniel: Es war natürlich aufregend – das ist immerhin eine große Tour. Doch als wir die Bühne betraten, war alles gut. Wirklich genial!
Alex: Das war die größte Show in unserer neuen Wahlheimat – also zumindest für Toby und mich.
Toby: Waren nicht beim WGT mehr Leute?
Alex: …ja, aber da haben wir noch nicht in Leipzig gewohnt. Das zählt nicht. [lacht]
Toby: Stimmt.
Daniel: Es war auf jeden Fall eine der größten Hallenshows, die wir je gespielt haben – abgesehen von irgendwelchen Festivals.
Toby: Und hier im Palladium haben wir auch noch nie gespielt. Ich bin ein bisschen aufgeregt. Gesehen habe ich hier allerdings schon Korn, AFI und Velvet Revolver…
NEGAtief: Habt ihr gestern nach der Auftaktshow noch lange gefeiert?
Toby: Nur der Tourleiter. [Gelächter]
Alex: Für unsere Verhältnisse waren wir eigentlich alle recht zeitig im Bett.
Daniel: Nur ich nicht – der Tourleiter hat mich vom Schlafen abgehalten.
Alex: Okay, der Tourleiter und der Sänger haben mal wieder – ich will’s eigentlich nicht sagen – ein bisschen über die Stränge geschlagen.
Toby: Er wollte ihn eigentlich noch überreden, ins Darkflower zur Aftershow-Party zu gehen. Weil das Hotel allerdings so weit davon entfernt lag, ist das letztlich nicht passiert.
Daniel: Ich habe mich auch geweigert…
NEGAtief: Ihr seid jetzt zunächst mit Eisbrecher, dann aber auch noch mit Puddle Of Mudd und Oomph! unterwegs. Was ist für euch am spannendsten?
Alex: Puddle Of Mudd – die fand ich früher richtig geil und finde sie wahrscheinlich auch jetzt noch geil.
NEGAtief: Spielt ihr dort drüben in der UK dann auch auf so großen Bühnen?
Alex: Ich habe keine Ahnung – die anderen wissen sicher mehr. Ich lasse mich überraschen. [lacht]
NEGAtief: Was sind eure Highlights, Daniel und Toby? Worauf freut ihr euch am meisten?
Daniel: Ich finde alle drei Optionen super – erst mit Eisbrecher unterwegs zu sein, dann wieder rüber nach England zu fahren – auch Schottland und Wales sind dabei – und mit Oomph! sind wir das erste Mal in Spanien. Das ist meine Heimat!
Toby: Wir haben noch nie mit Oomph! gespielt und dass die erste Show mit jener Band dann gleich in Paris stattfindet, ist mal richtig dekadent. [lacht]
NEGAtief: Aber mit Eisbrecher seid ihr nicht gemeinsam im Tourbus unterwegs, richtig?
Daniel: Wir sind in einem Sprinter unterwegs. Aber es ist auf jeden Fall ein Fahrer dabei, so dass wir zwischendurch auch mal die Augen zu machen können. Übernachtet wird in Hotels. Aber generell sind die Nächte kurz. Heute sind wir schon um 8 Uhr losgefahren – und ich war erst um 5 Uhr im Bett.
Toby: So gesehen ist es ein wenig „back to the roots“, aber dies ist ja auch nicht unsere erste Support-Tour. Wir hatten länger keine, doch jetzt stehen eben nochmals ein paar an [lacht], für zwei Monate. Sehr schön!
NEGAtief: Für Ende des Jahres sind dann wieder Headliner-Shows angekündigt – und zwar im Rahmen der sogenannten „Neuntöter“-Tour. Was hat es damit auf sich? Es kommt bald ein neues Album, nehme ich an?
Toby: Alle Hinweise finden sich bereits auf dem Tourplakat: der Name, das Bild, das Cover… Aber klar, gestern haben mich natürlich auch mehrere Leute gefragt, wann das neue Album rauskommt. Rate mal, warum das nicht auf dem Flyer steht! [lacht] Wir machen kein Geheimnis daraus – wir wissen es einfach noch nicht, weil das Album noch nicht fertig aufgenommen ist. Wir sind aber voll und ganz dabei und werden wohl auch zwischen den verschiedenen Touretappen ins Studio gehen. Auf jeden Fall haben wir ein gutes Gefühl. Erst im letzten Monat nahmen wir die „Kettenhund“-Single auf, was mal etwas anderes war, also dass wir extra für die Single im Studio aufgeschlagen sind und nicht alles zusammen aufgenommen haben. Denn sonst nehmen wir immer alle Lieder eines Albums am Stück auf.
NEGAtief: Worum geht es im Song „Kettenhund“?
Toby: Das kann sich jeder selbst ausmalen. Wenn man sich den Text reinzieht, bedeutet er vermutlich für jeden etwas anderes. Der Kettenhund auf dem Cover sollte trotzdem sein, weil es einfach ein starkes Image ist. Wer sich das Tourshirt anschaut, wird erkennen, dass es da nochmals eine ganz andere Auslegung gibt.
NEGAtief: Das Cover sieht auf jeden Fall etwas gruselig aus. Wer hat es gestaltet? Du, Daniel?
Daniel: Nein, kreiert wurde es von Stefan Heilemann, der auch schon das Artwork für „Venus Luzifer“ entworfen hat. Bei meinem Zeichenstil wäre der Hund etwas anders geworden…
NEGAtief: Malst du noch viel?
Daniel: Ab und zu, aber eher im Karikaturenbereich.
NEGAtief: Beim Album „Neuntöter“ habt ihr dann erneut ein Tier auf dem Cover – diesmal diesen Vogel, der Insekten aufspießt…
Toby: …oder auch größere Tiere wie Mäuse. Deswegen fanden wir den Vogel auch so cool: Er sieht megafriedlich aus, killt aber auch richtig große Tiere. Ich finde es faszinierend, dass so ein kleines Tier solch eine Methode anwendet, sich einfach andere Tiere schnappt und diese aufspießt – und zwar mit allem, was gerade zur Verfügung steht.
Alex: Vor zwei Monaten besuchte mich mein Vater in Leipzig und wir waren zusammen im Museum, wo es auch den Neuntöter ausgestopft gab – auf der Jagd nach einer Spitzmaus.
NEGAtief: Wie groß ist der Vogel?
Alex: Wie ein kleiner Piepmatz. Eine Maus ist fast genauso groß und die macht er einfach kalt.
Daniel: Toby kam mit dieser Idee um die Ecke. Und wir müssen ehrlich sein, keiner von uns hat vorher von diesem Vogel gehört, doch waren wir sofort fasziniert.
NEGAtief: Sprich, ihr hattet zuerst den Namen „Neuntöter“ und habt dann angefangen, entsprechende Songs zu entwickeln?
Daniel: Der Name war tatsächlich vorher da.
Toby: Das Album ist aber wie gesagt noch nicht fertig. Wir haben die Songs also nicht um den Titel herum gebaut, denn der Prozess läuft noch. Der Titel steht allerdings – und dieses Mal waren sich alle einig.
NEGAtief: Werden denn die Songs trotzdem in gewisser Weise mit dem Titel zusammenhängen? Gibt es ein Konzept?
Toby: Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Der Prozess läuft wie gesagt noch – wenn ich jetzt sage, es ist kein Konzeptalbum und am Ende wird es doch eines… [lacht]
NEGAtief: Habt ihr denn schon Songs komplett fertig?
Toby: „Kettenhund“. [Gelächter]
Daniel: Derzeit arbeiten wir an ganz vielen Baustellen. Man könnte uns auch durchaus als „Last-Minute-Band“ bezeichnen. Gerade Daniel, der einen Großteil des Songwritings übernimmt, kann super schnell Sachen aus dem Hut zaubern. Bei „Kettenhund“ war es so, dass wir noch die Woche vorher an den Songs gearbeitet haben. Die letzten Absprachen wurden während des Aufnehmens getroffen. Fertig. [lacht]
Toby: Es sind schon einige Lieder am Start. Es gab auch Songs, die weiter waren als „Kettenhund“, aber als dieser ins Spiel kam, waren wir alle sicher, dass er die erste Single wird. Schön, dass wir diese auch auf Tour mit dabei haben. Gestern gab‘s die Live-Premiere.
NEGAtief: Und kam der „Kettenhund“ gut an?
Toby: Der Song kam super an, auf jeden Fall.
Alex: …also bei uns, beim Publikum wissen wir nicht. [Gelächter]
Toby: Nein, der Song kam gut an und es haben sich auch schon ein paar Leute die CD gekauft. Wir haben sie schon dabei! Gerade, weil sie auf 999 Stück limitiert ist, gestaltet sich der Vertrieb allerdings etwas schwieriger. Leider konnten noch nicht alle Leute, die eine Single vorbestellt haben, diese auch bekommen. Bis Freitag wird sich hoffentlich alles geregelt haben. Und dann mal schauen, wie viele Singles noch übrig sind…
NEGAtief: Wie lange dürft ihr heute Abend hier im Palladium spielen?
Daniel: Wir spielen 40 Minuten. Und nebenan singt sich gerade – wie man hört – der Sänger von der Vor-Vor-Band warm: One I Cinema. Die spielen eine halbe Stunde vorweg.
NEGAtief: Was sind eure Pläne für die nächsten Tage? Denn es steht eine kleine Pause an, ehe es Freitag mit Eisbrecher weiter geht…
Daniel: Wir werden in der Zeit natürlich weiter an Songs arbeiten.
Toby: Nach den Eisbrecher-Shows fahren wir direkt nach England. Danach haben wir wohl wieder eine Woche Pause, in der wir aufnehmen werden. Dann sind nochmals Eisbrecher und schließlich Oomph! angesagt. Die nächste Show nach diesen ganzen Touren ist dann beim Wave Gotik Treffen.
Interview & Fotos: Lea Sommerhäuser
22 March 2016 Dark Aurora