Wisborg – Die Tragik des Moments

Wisborg – Die Tragik des Moments

Zwei bildshübsche Gothic Boys, treibender, perfekt produzierter Gothic Rock und eine tragende, bisweilen an Deine Lakaien erinnernde Stimme, die von Sex, Liebe und der Tragik der vergangenen Sekunden erzählt. Ganz sicher wird man von der Hannoveraner Formation mit dem skandinavischen Städtenamen aus dem ursprünglichen Stummfilm Nosferatu noch viel hören. Das erste Album hat bereits jetzt das Zeug zum Klassiker.

Wie habt ihr Euch gefunden? Angeblich hat ja einer von Euch bereits in einer Metal-Band gespielt?

Konstantin: Wir haben beide schon in diversen Bands verschiedener Genres gespielt, die jedoch nie mehr als lokale Berühmtheit erlangt haben. Nikolas hat eine Weile in einer meiner früheren Bands Bass gespielt, dadurch haben wir uns kennengelernt.

Euer Album klingt wie aus einem Guss. Sind die Songs in einer gemeinsamen kurzen Schaffensphase entstanden?

Konstantin: Das hängt davon ab, was du unter „kurz“ verstehst. Die Songs sind über einen Zeitraum von etwa einem halben Jahr entstanden – dabei wurden jedoch auch ein paar ältere Ideen mit aufgegriffen.

Nikolas: Im Grunde gab es mehrere kreative Phasen, die am Ende zusammengeflossen sind. Nachdem die Songs für uns eigentlich im Kasten waren und wir uns Gedanken über die Live-Umsetzung gemacht haben, haben sich noch einige Änderungen ergeben, ein Song wurde zu einem großen Teil auch noch umgeworfen. Der Workflow im Studio war schließlich so produktiv, dass dort experimentell auch noch Kleinigkeiten entstanden sind.

Schreibt ihr stetig neue Songs? Habt ihr bereits ein abendfüllendes Konzertprogramm auch mit neuen Songs?

Konstantin: Ja, tun wir. Die Arbeiten an den Songs für das nächste Album laufen bereits. Live gibt es allerdings erst mal „nur“ die Songs vom Debütalbum „The Tragedy Of Seconds Gone“ zu hören.


Wie kann man sich Wisborg live vorstellen? Zwei konzentriert arbeitende Musiker bedeuten ja auch weniger Zeit für Show und Publikumskommunikation.

Konstantin: Theoretisch stimmt das zwar, in der Praxis sind wir auf der Bühne jedoch alles andere als statisch. Wir ziehen jedoch keine Bühnenshow mit speziellen Outfits oder Gimmicks auf, falls du das meinst.

Nikolas: Für mich ist es das erste Mal, live durch die Keyboards stellenweise an ein statisches Instrument gebunden zu sein. Das fühlt sich für mich manchmal noch ungewohnt an, da ich eher den Drang habe, mich auf der Bühne viel zu bewegen. Das und nicht die ganze Zeit den Kopf für Publikumsanimationen frei zu haben ist jedoch ein Preis, den wir gerne für die Diversität der musikalischen Performance bezahlen.

Tragödie der Sekunde oder des Moments ist ja auch der springende Punkt in der Chaostheorie, in der in einem Moment ein komplettes System unumkehrbar kollabiert. Betrifft das auch Beziehungen und menschliche Tragödien?

Konstantin: Tut mir leid, aber um mich dazu fundiert äußern zu können, fehlt mir das nötige Wissen über die Chaostheorie.

Ihr schreibt, ihr wärt von Type O Negative, Depeche Mode und den Sisters beeinflusst. Ich höre da aber gerade stimmlich Alexander Veljanov als Paten. Sind Deine Lakaien auch ein Einfluss?

Konstantin: Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich noch nie bewusst Deine Lakaien gehört hatte, bevor du mir diese Frage gestellt hast. Eventuelle Ähnlichkeiten sind also zufällig.

Ihr seid unmittelbar in die deutschen Alternative Charts eingestiegen. Denkt ihr beim Songschreiben auch an den Dancefloor?

Konstantin: Definitiv! Wir legen Wert darauf, dass das Verhältnis zwischen tanzbaren und getragenen Songs ausgewogen bleibt.

 

Gert Drexl

 

VÖ 27.04.2018 Wisborg – The Tragedy of Seconds Gone

12 April 2018

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