Wisborg – Von der Wiege bis zur Totenbahre
Beinahe Kometenhaft erscheint der Aufstieg der Norddeutschen Gothicrock Band Wisborg mit dem auffallenden Baritongesang. Und es ist erstaunlich, wie die Band nach dem rundum gelungenen Debütalbum nicht nur ein Soloalbum von Konstantin, sondern auch direkt ein Jahr später ein neues Album aus dem Zylinder zaubert. So wurde nicht nur die bandeigene Latte noch mal um ein vielfaches nach oben gehoben, sondern direkt die Poleposition des aktuellen Sonic Seducer Soundchecks genommen.
Innerhalb kürzester Zeit das Debut, dann ein Soloprojekt und jetzt ein neues Album? Wie bekommt Ihr das vom Arbeitspensum hin?
Konstantin:Schwer zu sagen, aber solange die Muse einen küsst, stellt man keine Fragen. (lacht)
Nikolas:Prioritätensetzung; andere Lebensbereiche müssen darunter manchmal leiden.
In welchem Zeitraum sind die Songs entstanden?
Konstantin:Wir haben ein paar ältere Ideen aufgegriffen, der Großteil allerdings entstand innerhalb des letzten Jahres – nach der Aufnahme von „The Tragedy Of Seconds Gone“.
Keine Angst, zu schnell auszubrennen oder sich zu wiederholen?
Konstantin:Na ja, auf der neuen Platte haben wir so einiges gemacht, aber uns sicher nicht wiederholt. (lacht) Mal schauen, was die Zukunft bringt.
Nikolas:Überhaupt nicht. Wir brennen ja für das, was wir tun. Es gibt immer Phasen, die stressiger sind als andere, in der Regel bringt das Musikmachen die Waage aber wieder ins Gleichgewicht. Konstantin und ich sprechen viel über neue mögliche musikalische Pfade, an Inspiration mangelt es uns da nicht. Solange wir noch genug irdische Zeit zur Verfügung haben, wird da noch einiges kommen.
„From the cradle to the coffin“ beschäftigt sich auch mit der Unausweichlichkeit des Todes. Ist „Carpe Diem“ das Mittel gegen das drohende Ende?
Konstantin:Es gibt kein Mittel dagegen, allerdings ist „Carpe Diem“ wohl die einzige Möglichkeit, irgendwie halbwegs damit klar zu kommen. Vor dem Tod alles mitnehmen, was geht. (lacht)
Nikolas:Das drohende Ende selbst kann zumindest auch Mittel gegen existentiellen Schmerz sein, wie er beispielsweise in „Vanitas“ beschrieben wird. In schweren Zeit kann ein Ende in Sicht auch tröstend sein.
Dieses Mal sehr tanzbare Stücke dabei. Habt ihr Euch darauf konzentriert?
Konstantin: Wir hatten uns schon bei der ersten Platte um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen schnelleren, tanzbaren Songs und Balladen bemüht. Ich denke, auch auf „From The Cradle To The Coffin“ ist uns ein guter dramaturgischer Spagat gelungen.
Welcher Song ist für Euch exemplarisch für das Album und welcher Song schließt direkt an das letzte Album an?
Konstantin:Alle und keiner. Wie gesagt, wir legen Wert auf Ausgewogenheit. Von Klaviersongs und Balladen über schleppende Doom-Tracks und tanzbare Post-Punk-Nummern bis hin zu elektronischen Titeln mit Industrial-Anleihen ist diesmal alles dabei.
Nikolas:Insbesondere durch das Triptychon „Danse Macabre“/„Vanitas“/„Cruelty Of Time“ stellt From The Cradle To The Coffin eher etwas Eigenes dar. Die Verbindung zur „Tragedy“ findet sich eher in der Thematik und im Artwork.
Ihr habt sehr viele Konzerte gespielt, werdet auf allen Medien abgefeiert. Habt ihr mit diesem Erfolg gerechnet?
Konstantin:Nein, sicher nicht. Es tut sehr gut, dass die Leute unsere kreativen Ergüsse dermaßen wertschätzen.
Konstantin ist nach Berlin umgezogen. Hat das Eure Arbeitsweise verändert?
Konstantin:Ich bin erst umgezogen, als „From The Cradle To The Coffin“ schon fertig aufgenommen war. Während der Songwriting-Phase haben Nikolas und ich allerdings auch nicht in einer Stadt gewohnt, da er eine Weile in Hamburg gelebt hat. Wir haben uns zwei Monate lang so ziemlich jedes Wochenende getroffen und am Feinschliff der Demos geschraubt. Das war zwar ziemlich auslaugend, aber kreativ unheimlich fruchtbar.
Nikolas:Vielleicht zieh ich auch irgendwann hinterher, die Sehnsucht plagt mich dann doch schon ziemlich oft. Als wir begonnen haben, an den Demos zur Tragedy zu arbeiten, haben wir vielleicht fünf Minuten voneinander entfernt gewohnt, das hat die Anfangsphase sehr beschleunigt. Inzwischen haben wir aber so viel Routine, dass wir auch so alles organisiert bekommen.
Gibt es Tourpläne, Videos oder andere Pläne?
Konstantin:Immer. (lacht) Wir spielen so oft wir können live. Wenn uns jemand in seiner Stadt möchte und Connections zu Clubs und Veranstaltern hat, freuen wir uns über jede Unterstützung. Spritgeld und ‘ne Couch zum Pennen reichen – Hauptsache, wir kommen rum und können unsere Musik unter die Leute bringen, ohne uns finanziell zu ruinieren. Alle aktuellen Konzertdaten finden sich immer unterwww.wisborg-band.com/live-dates
Nikolas:Das erste Musikvideo ist außerdem gerade frisch im Kasten und wird dann alsbald auch veröffentlicht.
Last but not least, wann kommt das nächste Album?
Konstantin:Ziemlich sicher nächstes Jahr im Frühling.
Nikolas:No rest for the wicked.
7 April 2019 redaktion